Leigh Bardugo: Das neunte Haus | Rezension

Die Rätsel der Toten, Verbindungspartys und ein verschwundener Vergil.

Alex studiert in Yale. Doch haben sie weder glänzende Schulnoten noch gute Beziehungen dorthin gebracht. Alex‘ Leben war alles andere als vorzeigbar. Als ihr der Studienplatz angeboten wird, liegt sie im Krankenhaus. Als einzige hat sie ein Verbrechen überlebt, bei dem mehrere Jugendliche brutal starben. Alex‘ Freunde, mit denen sie zusammenlebte, versuchte über die Runden zu kommen, Drogen nahm und vertickte.

Was Alex nach Yale bringt, ist das gleiche, das ihr Leben schon von frühester Kindheit an bestimmt hat. Die Geister, die niemand sehen kann außer ihr, und die doch überall sind. Sie verwandeln Alex‘ Leben in einen Alptraum. Die meisten Geister lassen sie in Ruhe, solange sie ihnen keine Aufmerksamkeit schenkt. Doch wie Alex am eigenen Leib erfahren muss – nicht alle.

Was für Alex ein Fluch ist, ist für das neunte Haus, Lethe, ein Segen. Die Aufgabe Lethes ist es, die alten Acht zu überwachen. Verbindungen der Universität, in denen im Geheimen Magie praktiziert wird. Knochenmagie, Portalmagie, Tiermagie und andere. Doch die Beschwörungen und Praktiken der alten Acht sind gefährlich. Die Magie kann fehlgeleitet werden und Unschuldige verletzten oder gar töten. Eine der größten Gefahren besteht darin, dass Geister die Rituale stören. Und genau hier kommt Alex ins Spiel. Doch zum Glück ist sie dabei nicht allein, sondern hat ihren Mentor Daniel Arlington an ihrer Seite.

»Er hatte die Angewohnheit, sich abwesend die braunen Haare aus der Stirn zu streichen, die in einem den Wunsch auslöste, ihm das abzunehmen. Aber Darlingtons Anziehungskraft wurde von der gesunden Angst aufgehoben, die er ihr einimpfte. Schlussendlich war er ein reicher Junge in einem schönen Mantel, der sie zum Kentern bringen konnte, ohne es zu wollen.«

Doch als Darlington verschwindet, ist nichts mehr so, wie es vorher war. Die Lage spitzt sich weiter zu, als die Leiche einer jungen Frau in der Nähe der Universität gefunden wird. Doch obwohl auf den ersten Blick alles darauf hindeutet, dass die alten Acht dabei ihre Finger nicht im Spiel hatten, beschleicht Alex ein ungutes Gefühl.

Und wenn sich Alex erst einmal an einer Sache festgebissen hat, dann lässt sie so schnell nicht mehr los. Vor allem, wenn die Vergangenheit des toten Mädchens Parallelen zu Alex‘ eigener aufweist. Ein Mädchen, das mit dem Gesetz im Konflikt war und das nur wenige wirklich zu vermissen scheinen.

»Alex hingegen war mit nichts verbunden, sie fühlte sich, als hätte bei ihr jemand zu früh alle Fäden durchtrennt.«

Ich liebe Leigh Bardugos Bücher. Ich habe alles gelesen, was sie zum Grishaverse veröffentlicht hat – die Legenden der Grisha‹-Trilogie, die Glory or Grave‹-Dilogie, die ›King of Scars‹-Dilogie und alle Einzelwerke wie ›The Demon in the Wood‹, ›Die Sprache der Dornen‹ und ›Die Leben der Heiligen‹. Ich war also unglaublich gespannt auf Bardugos neuestes Fantasy-Buch ›Das neunte Haus‹.

Leider hat ›Das neunte Haus‹ meine Erwartungen nicht erfüllen können. Versteht mich nicht falsch, es ist definitiv ein gutes Buch, das viele sehr mögen. Und die Zutaten der Geschichte sind super: Geheimnisvolle Verbindungen, ein mysteriöses Verbrechen, unheimliche und atmosphärische Gestalten, eine Protagonistin mit Biss und eine liebevoll ausgearbeitete Welt. Vor allem der Bräutigam hat es mir angetan. Aber obwohl die Zutaten spitze sind, konnte die Geschichte bei mir einfach nicht richtig zünden. Vielleicht liegt es daran, dass durch die ganzen unterschiedlichen Verbindungen viel erklärt wird und erst spät deutlich wird, wie die ganzen scheinbar nebensächlichen Szenen miteinander zusammenhängen.

Da die Geschichte von Alex Stern mit ›Das neunte Haus‹ aber definitiv noch nicht zu Ende erzählt ist, hoffe ich sehr, dass sie weitergeht und freue mich schon auf die Fortsetzung. Denn nun sind mir die Verbindungen und die Gesetze der Welt vertraut und ich glaube, dass die Zutaten sich nun entfalten können.

»Alex hatte sich gefragt, was so besonders war an den Studenten, die jedes Jahr von den Verbindungen gewählt wurden. Aber es waren nur Favoriten – Legaten, Überflieger, Charisma-Königinnen, der Redakteur der Daily News, der Quarterback des Football-Teams, jemand, der eine besonders kantige Aufführung von ›Equus‹ auf die Bühne gebracht hatte, das niemand hatte sehen wollen.«

Fazit zu ›Das neunte Haus

Das neunte Haus‹ ist ein guter Roman, der aber bei mir keine Begeisterungsstürme ausgelöst hat. Ich liebe das Rätsel um den Bräutigam und seine Verlobte und Alex‘ Schlagfertigkeit. Ich werde an der Geschichte auf jeden Fall dran bleiben, weil ich Bardugos Schreibkünsten und ihrem Gespür für Menschen und deren Verwicklungen absolut vertraue.

Buchinfo

Leigh Bardugo:
Das neunte Haus

Alex Stern, Band 1
Roman
Übersetzt von: Michelle Gyo
Knaur HC, München 2020
528 S., EUR (D) 18,- inkl. MwSt.
Paperback
ISBN 978-3-426-22717-6 

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Bewertung: 3 von 5.

Werke der Autorin (Auswahl)

Alex Stern-Reihe
1. Das neunte Haus
2. Wer die Hölle kennt


Grishaverse

Legenden der Grisha-Trilogie
1. Goldene Flammen
2. Eisige Wellen
3. Lodernde Schwingen

Glory or Grave-Dilogie
1. Das Lied der Krähen
2. Das Gold der Krähen

King of Scars-Dilogie
1. King of Scars
2. Rule of Wolves

Die Sprache der Dornen
Die Leben der Heiligen
The Demon in the Wood
The Demon in the Wood – Schatten der Vergangenheit (Graphic Novel)



Rezensionen des Titels auf anderen Blogs

Die Bücherreisende
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2 Antworten zu „Leigh Bardugo: Das neunte Haus | Rezension”.

  1. Ich fand das Buch leider mega langweilig, kann aber auch verstehen, wieso es so viele mögen. Für mich hat es einfach nicht gepasst.

    Liebe Grüße,
    Jessi

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    1. Ja, das mit dem „nicht so passen“ war es bei mir wohl auch. Irgendwie hat es einfach nicht bei mir gezündet. Manchmal ist das wohl einfach so ☺️

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