Rossmann & Hoppe: Der Zorn des Oktopus | Rezension

Von einem Quantencomputer, einem Yoga-Lehrer und einer Heuschrecke.

Im Jahre 2029 ist die Welt eine andere. Die Klimakatastrophe hat die Welt erschüttert und fordert ihren Tribut. China, die USA und Russland haben sich zur Klima-Allianz zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen die verheerenden Auswirkungen der Klimakatastrophe zu kämpfen.

Doch die neu gegründete Klima-Allianz ist nicht unumstritten und Unbekannte versuchen, das entstandene Chaos und die sich neu formenden Strukturen zum eigenen Vorteil auszunutzen.

Hochtechnisierte Mini-Dronen, die die Ernte vor Heuschreckenplagen schützen sollen, werden zur Waffe.

Die Hoffnung der Welt liegt auf der Wissenschaft und den Technologien, die durch von der Klima-Allianz eingerichteten Zentren ermöglicht werden sollen. Doch auch dort machen sich Korruption und Habgier breit. Wie soll es der Klima-Allianz gelingen, die Welt gegen weitere Folgen der Klimakatastrophe zu schützen, wenn der Mensch selbst sich ihr in den Weg stellt? Als Unregelmäßigkeiten bei einem Forschungsprojekt entdeckt werden, ist die Gefahr längst so groß, dass es kaum noch einen Ausweg zu geben scheint.

»Zu diesem Zeitpunkt konnte Thomas Pierpaoli nicht ahnen, dass irgendwelche mysteriösen Ereignisse auf einer Farm irgendwo im Hinterland der USA ihn aus seinem wohlgeordneten und behaglichen Dasein reißen würden; und hätte ihm an diesem Abend jemand gesagt, dass hier ein großes Komplott seinen Anfang nahm, dass bald schon das Schicksal der Welt auf seinen Schultern lasten würde – über eine derart absurde Idee hätte er nur freundlich gelacht.«

Doch wer wäre besser geeignet, einen Unterschied auf der Welt zu machen, als ein höchst durchschnittlicher Beamter mit intaktem Wertekodex, seinem trinkfesten Freund und seiner Ex-Freundin, die mit allen Wassern gewaschen ist?

In der Welt, zu der die Erde 2029 geworden ist, ist wohl kein Bösewicht besser geeignet, als ein charismatischer Yoga-Lehrer, der Social Media und das Internet für sich zu nutzen weiß.

»Die besten Juristen hatten also fünf Tage geredet und eine schlichte Wahrheit festgestellt, die indes jedes Pehuenche-Kind von klein auf lernte: Die Natur musste geschützt werden. Handeln war nicht nur rechtens, sondern eine Pflicht.«

Der Zorn des Oktopus‹ ist kein klassischer Thriller. Meiner Meinung nach haben wir es hier eher mit einer Mischung aus Science Fiction, Dystopie und Action zu tun. Mit einigen Elementen, die an eine Reportage erinnern. Das Setting spielt in der Zukunft, das Leben ist in vielen Ländern und Bereichen um einiges härter geworden und die Handlung ist um die Technologie des Quantencomputers angelegt.

Bei diesem Buch schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Es ist voller Details und Veränderungen auf der Erde werden an vielen Stellen erklärt. Ich persönlich hatte oft das Gefühl, so manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Mehrmals bin ich aus der Story geflogen, weil lange, erklärende Passagen kamen. Natürlich sind Erklärungen wichtig, aber ich glaube, man hätte den Leser:innen hier gerne mehr zutrauen können. Weniger wäre mehr gewesen. Trotzdem hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass in ›Der Zorn des Oktopus‹ eine wirklich gute und wichtige Geschichte vergraben liegt. Aber der Erklärballast hat sich für mich da wiederholt drüber geschoben. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn für das Buch ein oder zwei Hauptaspekte der Veränderungen der Erde herausgepickt worden wären, die die Leser:innen dann durch erleben und nicht so sehr durch erklären erfahren können. Und im nächsten Buch dann wieder ein, zwei Hauptaspekte, die durch das Erleben nährgebracht werden.

»Wollte man die Lage der Weltpolitik im Jahr 2025 beschreiben, wäre ein passender Vergleich ein großes Mietshaus, in dem es überall tropft und bröckelt. Die Gasleitungen im Keller sind leck, die Decke im Erdgeschoss durchtränkt wegen eines Wasserschadens, die Treppe zu betreten ist lebensgefährlich.«

Andererseits ist das Thema des Buches super wichtig. Ich denke nur, dass die Wirkung bei mir größer gewesen wäre, wenn ich die Auswirkungen der Klimakatastrophe häufiger mit den Figuren erlebt hätte, statt sie durch die Erzählstimme erzählt zu bekommen. Ich wusste, dass ich Dirk Rossmanns Klimathriller unbedingt lesen muss, nachdem ich gelesen hatte, dass der Autor bei Maischberger 25.000 Exemplare des hervorragenden Buches ›Wir sind das Klima!‹ von Jonathan Safran Foer verschenkt hat. Eine unglaublich inspirierende Aktion, die mich sofort für sich eingenommen hat. Seitdem war mir klar, dass ich Rossmanns Bücher lesen muss und mich unglaublich gerne einmal mit ihm über das Klima und andere gesellschaftsrelevante Themen unterhalten würde.

Fazit zu ›Der Zorn des Oktopus

Der Zorn des Oktopus‹ zeigt eine detaillierte und hervorragend durchdachte Version der Welt, wie sie im Jahre 2029 aussehen könnte. Technik vermischt sich mit Kultur, dem Klima und der Frage nach der Menschlichkeit. Insgesamt konnte das Buch mich leider nicht ganz von sich überzeugen, da erklärende Passagen für mich den Lesefluss zu sehr unterbrochen haben. Aber bei der Relevanz des Themas ist es definitiv einen Blick wert.

Buchinfo

Dirk Rossmann & Ralf Hoppe:
Der Zorn des Oktopus

Roman 
Thriller 
Ab 16 Jahren
Lübbe, Köln 2021
605 S., EUR (D) 20,- inkl. MwSt.
Hardcover
ISBN 978-3-7857-2801-7

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Eine Antwort zu „Rossmann & Hoppe: Der Zorn des Oktopus | Rezension”.

  1. Da sind wir eigentlich nicht mehr weit von entfernt…

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