Eine Frau, die ihrem Schicksal trotzt.
Joya ist in einer anderen Welt aufgewachsen, als jene, in der sie sich behaupten muss. Es war nicht leicht für die Icherzählerin von Jessica Amankonas ›Azurie. Tochter aus Mondlicht und Tränen‹ in einem Dorf groß zu werden, in dem sie das einzige Mädchen ist. Die wenigen anderen Frauen, die sie in ihrer Kindheit kannte, verschwanden irgendwann oder starben.
Die Eltern, denen nur ein Kind erlaubt ist, entscheiden sich zumeist dafür, einen Jungen zur
Welt zu bringen. Das sparrt das Stellen einer Mitgift und der Sohn kann in der Familie bleiben und für die alternden Eltern sorgen. Joyas Eltern sind die einzigen ihrer Generation, die sich für eine Tochter entschieden haben.
Doch da es nur wenige Mädchen und Frauen gibt, leben diese gefährlich. Entführungen sind keine Seltenheit und eine ständig währende Bedrohung. Joya übersteht diese Zeit nur, weil sie sich wie ein Junge kleidet. Schlagartig ändert sich ihr Leben an dem Tag, als ihr Vater möchte, dass sie ein Kleid anzieht und sich so im Hause der Familie Berima präsentiert.
»Siehst du dich so, Joya? Als seinen Besitz? Wo ich derjenige bin, der dich im Arm hält.«
War Joyas Leben zuvor hart und entbehrungsreich gewesen, wird es nun zu einer Falle. Wer sonst, als die reichste Familie im Ort, sollte es sich leisten können, die einzige Frau im Dorf Zira zu kaufen? Dies ist das Leben, dem sie sich stellen muss. Zu Besitz degradiert, für den bestmöglichen Preis verkauft und erworben. Und das, obwohl da doch ein anderer junger Mann ist, der ihr Interesse geweckt hat. Doch Joya wird nicht gefragt.
Aber die Familie, die Joya kaufen möchte, ist nicht für ihre Güte bekannt. Joya merkt schnell, dass sie Geheimnisse verbirgt, die noch dunkler sind, als sie es sich vorgestellt hat. Doch wer ist die treibende, bösartige Kraft in der Familie, Vater, Sohn oder beide?
»Vielleicht war Patrice Berima mir geschickt worden, um alles, was ich über die Welt zu wissen glaubte, in Fetzen zu reißen. Vielleicht war er die Flamme der Wahrheit, die nun in meiner Dunkelheit brannte.«

Amankonas Auftakt zur Reihe ›Azurie‹ zeigt eine düstere Welt, in der Entführung, Frauenhandel und sexueller Missbrauch an der Tagesordnung stehen. Während Joya in einem Dorf groß wird, in der Strom eine Seltenheit ist und auf die Geschicke eines Medizinmannes vertraut wird, wartet auf sie das Leben in der Stadt. Dass es dort nicht zimperlicher zugeht, zeigt sich bald, denn Bestechung, Prostitution und Kindersoldaten sind dort Teil des alltäglichen Lebens.
In dieser atmosphärischen, oft düster anmutenden Welt ist Joya eine Art gute Seele mit Biss. Sie lehnt die Verbrechen ab, die um sie herum geschehen und ist nicht bereit, andere für ihren Vorteil bezahlen zu lassen. Obwohl ihr als Frau oftmals die Hände gebunden sind, ist sie nicht auf den Mund gefallen.
»›Soll ich dich tragen, Prinzessin?‹, warnte er sie. Sie hievte sich in Windeseile hoch, stand mit wackeligen Beinen und wehenden Haaren neben ihm. ›Dachte ich mir. Du sagst kein Wort, wenn wir drin sind.‹«
Fazit zu ›Azurie. Tochter aus Mondlicht und Tränen‹
›Azurie. Tochter aus Mondlicht und Tränen‹ ist intensiv. Die Themen, die Amankona in ihrem Debüt-Roman verarbeitet, sind definitiv keine leichte Kost. Während diese oftmals ihren Schatten auf Patrice und Joya werfen, sind es die unbekümmerten Momente zwischen den beiden, in denen die Leser:innen aufatmen können. Schafft es Patrice, aus dieser Welt, die ihn so begünstigt hat und ihn grausame Dinge tun ließ, auszubrechen? Es bleibt spannend, wie es mit der Geschichte um die letzte Azurie Joya weitergehen wird und auch, wie sich Patrice‘ Charakter entwickeln wird.
Buchinfo

Jessica Amankona:
Tochter aus Mondlicht und Tränen
Azurie, Band 1
eBook
Loomlight, Stuttgart 2021
Ab 14 Jahre
506 S., EUR (D) 3,99 inkl. MwSt.
ISBN 978-3-522-65502-6
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Werke der Autorin (Auswahl)
Azurie-Reihe
1. Azurie – Tochter aus Mondlicht und Tränen
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