Von alten Sünden und vergangenen Königen.
![Margaret Owen: Die Krähen von Sabor 2. Krähenzauber [book cover]](https://libertinesliteratur.files.wordpress.com/2021/09/owen_2_kraehenzauber.jpg?w=237)
Der jungen Flügelherrin Stur ist im ersten Band der ›Die zwölf Kasten von Sabor‹-Dilogie ›Knochendiebin‹ etwas gelungen, das vielleicht noch keiner Krähe vor ihr geglückt ist. Einen Habicht und einen Phönix für den Schutz der Krähen-Kaste zu gewinnen.
Doch dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Habicht und irgendeinen Phönix, sondern um den Thronfolger Jasimir und dessen Leibwächter Tavin, die natürlich auch in ›Krähenzauber‹ zentral sind.
Da Jasimir nur mit Mühe mehrere Giftanschläge durch die neue Frau seines Vaters überlebt hat, täuscht er seinen eigenen Tod durch die Sündenseuche vor, um aus dem Palast zu entkommen. Ein aus der Not geborener Bahn, der die beiden hochgeborenen jungen Männer für eine Zeit auf den Wegen der Krähen wandeln lässt und sie denn Hass und die Verzweiflung am eigenen Leib spüren lässt, denen die Krähen jeden Tag ausgesetzt sind.
Ein Eid zwischen ihrem Pah und dem Thronfolger besiegelt das Schicksal der Krähen: Wenn Pah und Stur Jasimir helfen, werden die Krähen zukünftig unter dem Schutz der Habichte stehen. Doch die Vorurteile gegen die Krähen sitzen tief, noch immer beherrscht die Sündenseuche das Land. Und der Eid wäre wohl unter einem schlechteren Stern gestanden, wenn es Stur nicht gelungen wäre, an Phönixzähne zu gelangen. Ein Werkzeug, das ihr die Macht über das Feuer verleiht. Und zugleich ein Werkzeug, das sie brauchen wird, um ihre Rotte gegen Hautghule, Hauthexen und Oleander-Junker zu beschützen und den Eid zu wahren.
»Dann blickte sie Stur in die Augen, plötzlich bitterernst. ›Ich kann dir deine Geschichte nicht erzählen, kleine Göttin. Ein Leben ums andere hast du versagt, und es war stets am schlimmsten, wenn ich dir gesagt habe, wonach du suchen sollst.‹«

Doch auch als Stur im ersten Band das Unmögliche gelungen scheint, sind die Krähen noch nicht gerettet. Denn nachdem Stur ihren Teil der Vereinbarung eingehalten hat, kann sie in ›Krähenzauber‹ nur hoffen, dass Jasimir und Tavin sich auch an ihren Teil der Abmachung halten. Doch der englische Originaltitel des zweiten Bandes – ›The Faithless Hawk‹ – lässt bereits erahnen, dass dies nicht so leicht werden wird.
Sabor ist ein Reich, in dem eine Gesellschaft herrscht, die so lange davon gelebt haben, die Krähen zu unterdrücken und zu verachten, dass es Teil ihrer Grundfesten geworden ist. Und nur wenige Nicht-Krähen wollen, dass sich daran etwas ändert. Doch auch von Sturs wirklichen Verbündeten, können manche nicht an ihrer Seite bleiben.
»Die Haine erkannten Pah, sogar in diesem Leben. Und sie hießen ihn willkommen.
Dies war sein Zuhause, und schrecklicherweise nur seins.«
Ein Verrat lässt die unheilvollen Geschehnisse in ›Krähenzauber‹ ihren Lauf nehmen. Nur knapp entkommt Stur mit ihrem Leben, da sie Rhusana mehr als nur ein Dorn im Auge ist.
Zugleich kämpfen bald unerwartete Verbündete an Sturs Seite, die zum Teil aus dem ersten Band noch gut bekannt sind. Mit ihrer Hilfe gelingt es Stur zwar in den Königspalast zu kommen, doch ist dies sicherlich nicht der sicherste Ort für eine einzelne Krähe – vor allem einer, die sich bei der Königin bereits unbeliebt gemacht hat.
Doch nicht nur für Stur und ihre Rotte brechen dunkle Zeiten an. Auch Sabor versinkt mehr und mehr in der Sündenseuche. Städte und Dörfer wollen die Krähen nicht mehr hineinlassen, um sich um die Infizierten zu kümmern. Ungebremst breitet sich die Seuche somit weiter aus und verschlingt bald ganze Orte, bis keine Möglichkeit mehr bleibt, als den ganzen Ort niederzubrennen.
»›Ich hätte vorausdenken können, ich hätte mich opfern können, um [deine Mutter] zu retten, aber es waren die Oleander-Junker, die beschlossen haben, Jagd auf uns zu machen. Meine Sünden waren die eines neuen Flügelherrn. Also warum kannst du mir vergeben und dir selbst nicht?‹«
Fazit zu ›Krähenzauber‹
›Krähenzauber‹ nimmt schnell an Fahrt auf und geht genauso spannend weiter, wie ›Knochendiebin‹ geendet hat. Mit Stur ist Margaret Owen eine wunderbare, starke und kluge Protagonistin gelungen. Auch Sturs Rotte wächst von Seite zu Seite mehr ans Herz.
Die Atmosphäre ist geheimnisvoll-düster, der Schreibstil dicht und packend. Während Owen mit Stur, Pah, Tavin und Jasimir wunderbar facettenreiche Charaktere gelingen, bleibt die Gegenseite leider etwas blass, deren Handeln vor allem durch einen Wunsch nach Macht motiviert scheint. ›Krähenzauber‹ ist spannend und schlüssig, doch kann er leider nicht ganz mit dem ersten Band mithalten. Dennoch ist die Dilogie ›Die zwölf Kasten von Sabor‹ definitiv mehr als lesenswert!
Buchinfo

Margaret Owen:
Krähenzauber
Die zwölf Kasten von Sabor, Band 2
Übersetzt von: Birgit Maria Pfaffinger & Ulrike Brauns
Carlsen, Hamburg 2020
416 S., EUR (D) 19,99 inkl. MwSt.
Roman, Hardcover mit Schutzumschlag
ab 14 Jahren
ISBN 978-3-551-58406-9
Rezension erstmals erschienen auf LizzyNet
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Werke der Autorin (Auswahl)
Die zwölf Kasten von Sabor-Dilogie
1. Knochendiebin
2. Krähenzauber
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