Ilja Leonard Pfeijffer: Grand Hotel Europa | Rezension

Ilja hatte nicht geplant, später einmal nach Venedig zu ziehen. Sein Leben in Genua war toll, vor allem als er die aufregende und anziehende Clio kennenlernte. Und doch muss er nicht lange darüber nachdenken, als Clio sich überlegt, wegen eines Jobangebotes dorthin zu ziehen.

Venedig – eine Stadt, die berühmt ist für ihre Kunst und ihre Gondeln.

Wo es an jeder Straßenecke venezianische Masken für Touristen zu kaufen gibt, aber kaum mehr frisches Obst oder Gemüse für die Bewohner.

Doch obwohl er sich seiner Entscheidung sicher ist, wird nicht Venedig in seiner Erinnerung die schönste Zeit werden, sondern Genua.

Als Ilja sich schließlich in das Grand Hotel Europa begibt, um seine Geschichte aufzuschreiben, ist es mehr als eine Welt, die der Schriftsteller zu Papier bringt. Zum einen ist es seine persönliche Vergangenheit, die er teilt. Voller Kunst, Markenkleidung und alten Familien. Zum anderen ist es die Welt des Tourismus, die jährlich in Venedig zu spüren ist. Außerdem noch jene Welt Abduls, der seine Heimat verlassen musste und bei dieser Reise alles andere als schöne Erinnerungen gesammelt hat.

»Das Zimmer war einfach perfekt, nicht etwa, weil es ein perfektes Hotelzimmer gewesen wäre, sondern gerade weil es das nicht war. An dieser Suite hatte sich kein Interior designer unter Zuhilfenahme eines anonymen und zweckmäßigen Entwurfs verkünstelt, sondern hier hatte ein Übermaß an Geschichte desperat seufzende Spuren hinterlassen.«

Sie alle kommen in Pfeijffers Roman ›Grand Hotel Europa‹ zusammen und wollen vom Ilja der Romanwelt aufgeschrieben werden.

Der Leser oder die Leserin muss sich einlassen können auf diesen Schreibstil, der anfangs üppig und beschreibend wirkt. Denn durch diesen können die Kontraste umso stärker wirken.

»Die Stadt wird heute fast nur noch von Geistern aus der Vergangenheit bewohnt, dafür aber jährlich von achtzehn Millionen Touristen überschwemmt. Das sind 50000 pro Tag, ähnlich viele Besucher hat Disneyland im kalifornischen Anaheim.«

Ilja Leonard Pfeijffer: Grand Hotel Europa [Rezension]
Fazit zu ›Grand Hotel Europa

Man sollte sich Zeit lassen für dieses Buch, das diese braucht, um sich zu entfalten. Und obwohl manches zu üppig wirken, nicht nur Iljas und Clios orgastisches Sexleben, ist dieses Buch nicht nur für kunsthistorisch interessierte Leser und Leserinnen lesenswert.

Buchinfo

Ilja Leonard Pfeijffer:
Grand Hotel Europa

Roman
Übersetzt von: Ira Wilhelm
Piper, München 2020
560 S., EUR (D) 25,- inkl. MwSt.
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-492-07011-9

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