Anke Bär: Kirschendiebe oder als der Krieg vorbei war | Rezension

Über Kindertage einer vergangenen Zeit

Kirschendiebe‹ der Autorin Anke Bär erzählt die Geschichte der kleinen Lotte, die mit ihrer Familie in einem Forsthaus lebt und ihre Kindheit in der Nachkriegszeit erlebt.

Lotte ist ein aufgewecktes, junges Mädchen, das lieber Lederhosen als Kleider trägt, besser werfen als nähen kann und liebend gerne Zeit mit den anderen Kindern verbringt.

Gemeinsam erleben sie zahlreiche kleine Alltagsabenteuer in der Nähe des Forsthauses. Sie gehen zur Schule, spielen im Schnee und feiern Weihnachten im Kreis der Familie. Genauso wie man sich das Leben eines jungen Mädchens vorstellt. Nur eben ganz anders. Denn Lotte kennt Hunger, muss sich mit Plumpsklos anfreunden und kann nur dann leckere Kirschen naschen, wenn sie diese der Försterfamilie Greßmann stibitzt.

Diese Ähnlichkeit und zugleich Unterschiedlichkeit zwischen Lotte und einem kleinen Mädchen der heutigen Zeit macht einen großen Reiz des Buches ›Kirschendiebe‹ aus. Es lädt die jungen Lesenden ein, Lottes Leben mit ihrem eigenen zu vergleichen und Fragen zu stellen: an Eltern, Großeltern oder andere, die Erinnerungen an ihre Kindheit teilen wollen.

»Ich liebe unser Forsthaus! Die alte Kletterweide und unsere Honigbienen, den Obstgarten, die nahen bewaldeten Hügel, Opas Radieschen und den träge dahinfließenden Fluss, die am Himmel kreisenden Rotmilane, die Glühwürmchen und die Fledermäuse, unsere Kuh Kardeschim, Omas Schnippelbohnen und tausend andere Dinge.«

Kleines Mädchen sammelt Kirschen im Wald, helles Licht

Dieses Beitragsbild wurde mit KI generiert.

Anke Bärs Kirschendiebe punktet durch zahlreiche liebevolle Illustrationen, die so aussehen, als wären sie direkt mit Bleistift auf die Seiten gemalt worden. Zusätzlich verfügt das Buch über einen spannenden Anhang, der neben einer Übersicht mit Ereignissen der Nachkriegszeit und einer Liste mit Museen auch zahlreiche Farbabbildungen enthält. Neben Spielzeug und Büchern der Nachkriegszeit finden sich dort auch Fotografien.

Der Schreibstil von ›Kirschendiebe‹ ist klar und an die Gedankenwelt von Lotte angepasst. Das Buch besteht aus 36 knappen Kapiteln, die sich zum Vorlesen eignen, da sie zumeist für sich stehen können. In diesen gibt Kirschendiebe episodenhaft Einblick in Ereignisse aus Lottes Alltag und Leben.

»Als Papa in den Krieg musste, sind Mutti, Paul und ich von Berlin aus zu Tante Hilde ins Forsthaus gezogen. Ich war damals vier Jahre alt.«

Fazit zu ›Kirschendiebe

Doch so liebevoll das Buch illustriert ist, fehlt es der Geschichte an Spannung. Die Kapitel sind für sich genommen gut zu lesen, doch gibt es keinen Bogen, der dazu verleitet, direkt das nächste Kapitel lesen zu wollen.

Das Buch ›Kirschendiebe‹ ist durch die Illustrationen der Autorin wunderschön gestaltet. Es handelt sich nicht um eine Geschichte, die durch Spannung auffällt, sondern um einen ruhigeren, zu Unterhaltungen anregenden Erzählstil.

Buchinfo

Anke Bär:
Kirschendiebe oder als der Krieg vorbei war
Gerstenberg, Hildesheim 2017
240 S., EUR (D) 18,- inkl. MwSt.
ISBN 978-3-8369-5997-1

Rezension zuerst erschienen auf: LizzyNet

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Bewertung: 3 von 5.



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