Die Götter haben mit den Figuren von ›Muse of Nightmares 2‹ gespielt. Mit den Frauen von Weep, die sie holten. Mit ihren Männern, die sie meistens zurückließen. Eril-Fane hatten die Götter nicht in der Stadt zurückgelassen, um wie alle anderen darauf zu warten und zu hoffen, dass die Entführten wieder zurückgebracht werden würden.
Skathis, der Gott der Bestien, nahm ihn mit und schenkte ihn der Göttin der Verzweiflung als Spielzeug. Eril-Fanes junge Frau war es, die in Weep zurückblieb und warten musste. Die Jahre vergingen, doch ihr Mann kehrte nicht zurück. Bis Skathis auch vor ihrer Tür auftauchte, um sie zur Zitadelle mitzunehmen. Und die junge Frau war bereit –, glaubte sie zumindest.
Inzwischen sind in ›Muse of Nightmares 2‹ die grausamen Götter längst fort. Doch ihre Spuren haben sie nicht nur an den Gebäuden und Orten, sondern auch an und in den Menschen hinterlassen. In der schwebenden Zitadelle versuchen die letzten der Götterbrut – Kinder gezeugt von Göttern und Menschen – am Leben zu bleiben. Und mit dem Grauen des Tages zu leben, als ein Mensch im Säuglingstrakt all die anderen Kinder der Götter abschlachtete, um die Menschen von den Göttern zu befreien. Doch auch im Schatten der Zitadelle leben noch immer Menschen, die die Schrecken der Götter nicht vergessen können, die zu lange ihr Leben bestimmt haben.
»Die Frauen von Weep teilten ein seltsames Gefühl miteinander, gegen das sie ihr ganzes Leben lang zu kämpfen hatten, nämlich, dass sie nur halb existieren. Sie waren Reststücke, übrig gebliebene Krumen vom Festschmaus der Götter.«
Wie lebt man mit einer Vergangenheit, die so voller Grauen und Verzweiflung ist? Wie lebt man damit, die Schuld auf sich geladen zu haben, die Götter und ihre Babys zu töten? Wie lebt man mit der Erinnerung, als Kleinkind nur in der Lage gewesen zu sein, vier der Babys zu retten, weil man nicht mehr tragen konnte?
»Doch Sarai wusste, was nur sie allein wissen konnte, nämlich dass Eril-Fane jeden Tag die größte Mutprobe ablegte, die sie je gesehen hatte: Um anderen zu helfen, lebte er weiter, obwohl es viel einfacher gewesen wäre, einfach damit aufzuhören.«
›Strange the Dreamer‹, Band 1 und Band 2, sowie ›Muse of Nightmares 1‹ und Band 2, von Laini Taylor stellen diese Fragen. Die Fantasy-Romane zeigen das Leben jener, die übrig geblieben sind: Ihre Versuche, einen Weg hinaus aus Hass, Wut und Verzweiflung zu finden, die nicht immer gelingen können.
Doch obwohl das Grundthema der Bände düster und komplex ist, gelingt es Taylor, eine Romanwelt zu erschaffen, die von der Suche nach Hoffnung, Liebe und Vergebung erfüllt sind. Viele der Überlebenden in ›Muse of Nightmares 2‹ sind Kinder, die nichts für die Verbrechen ihrer Eltern können, sich nicht einmal an sie erinnern, doch deren bloße Existenz genügt, um an diese zu erinnern. Dabei ist Taylors Sprache einfach, klar und zugleich poetisch.
Fazit zu ›Muse of Nightmares 2‹
Ein bisschen schade ist es, dass mehrere Auflösungen von Rätseln und Geheimnissen in ›Muse of Nightmares 2‹ über geraffte Erzählermonologe geschehen und nicht wie bisher an das Erleben und Erinnern der Figuren gebunden sind. Auch die Liebesgeschichte zwischen Lazlo und Sarai hat mich nie ganz überzeugen können, doch im Vergleich zu der unglaublich tiefen und geheimnisvollen Geschichte, die Taylors Romanwelt zu bieten hat, verliert sie dadurch nur wenig.
Wer die Bände ›Strange the Dreamer‹ und ›Muse of Nightmares 1‹ noch nicht kennt, aber eine Schwäche für Geheimnisse, Traumata und Götter hat, dem sind sie wärmstens zu empfehlen.
Buchinfo
Laini Taylor: Muse of Nightmares Das Erwachen der Träumerin Band 2 (Strange the Dreamer Band 4) Roman Übersetzt von: Ulrike Raimer-Nolte One, Köln 2020 368 S., EUR (D) 15,- inkl. MwSt. Hardcover ISBN 978−3−8466−0101−3
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Und dann war ein Mädchen in ›Muse of Nightmares 1‹ vom Himmel gefallen. Blau und wunderschön. Nur in ein Nachthemd aus Seide gehüllt, das Genick gebrochen.
Das erste Mal, dass Lazlo Strange die Frau, die er liebt, in seine Arme nehmen kann, ist sie bereits tot. Doch die Bewohner von Weep, der Stadt, in der sie stirbt, sind in ›Muse of Nightmares 1‹ nicht wegen ihres Todes von Grauen erfüllt. Sondern wegen ihrer blauen Haut.
Die Schrecken, die die blauhäutigen Mesarthim über die Bewohner von Weep brachten, liegen nicht lange zurück. Viele erinnern sich noch an die Zeit, in der Mädchen und Jungen fürchten mussten, von ihnen geholt zu werden. Viele waren selbst darunter und ein Jahr später ohne Erinnerung zurückgebracht worden.
Doch nicht nur die Bewohner von Weep leiden unter den Schrecken der Vergangenheit, von denen sie sich nur befreien konnten, da Eril-Fane alle Mesarthim erschlug. Vier Babys und Kleinkinder überlebten den Tag, an dem sich Weep von den Göttern befreite. Vier von dreißig. Die anderen Babys wurden an jenem Tag wie die anderen Mesarthim erstochen. Zu groß war die Furcht davor, wozu sie heranwachsen und welche Gaben in ihnen schlummern könnten.
»In seinen Herzen hatte [Lazlo] Krieg statt Frieden gewählt, Krieg gegen dieses erbarmungslose, dunkle Kind. Aber Lazlo war nicht für den Kampf geschaffen, und seine Herzen besaßen wenig Talent zum Hassen. Während er Minya gehen sah, so schmächtig und allein, überkam ihn ein erschütternder Moment der Klarheit.«
Viele Fragen sind in ›Muse of Nightmares 1‹ ungeklärt. Was geschah mit den Kindern, die die Götter mit den entführten Menschen zeugten? Wer hatte die Mesarthim gesandt und waren mit ihnen die letzten erwachsenen Mesarthim ausgestorben, die sich noch an eine andere Welt erinnerten?
Der Schmerz und die Angst sitzen tief in ›Muse of Nightmares 1‹ in den Bewohnern von Weep und den letzten Überlebenden der Götter. Schicht für Schicht haben die ersten beiden Bände der Reihe ›Strange the Dreamer 1 und 2‹ die Geschichte um Weep und die Mesarthim aufgebaut. Sie haben die Traumata sichtbar gemacht, die noch immer nicht enden wollen. Eril-Fane, der junge Mann, der die Götter und ihre Kinder erschlug, nachdem er mehrere Jahre als Sklave bei den Mesarthim leben musste und zuvor bereits die Angst und Schrecken mit den Bewohnern von Weep geteilt hatte. Minya, das blauhäutige Mädchen, das sich als einzige an die Schrecken auf dem Säuglingstrakt erinnert, als Eril-Fane kam, und die noch immer nicht vergessen kann, dass sie damals nur drei der dreißig Babys retten konnte. Mehr hatte sie nicht tragen können.
»Oh, Minya kannte den Tod. Schließlich hatte er sie zu dem gemacht, was sie war: ein ewiges Kind, das niemals erwachsen wurde, niemals vergaß und niemals vergab.«
Was für eine Hoffnung gibt es in ›Muse of Nightmares 1‹ für Eril-Fane und Minya, für die Kinder der Götter und die Bewohner von Weep? Können ein so tief sitzender Schmerz und eine so lange andauernde Qual ertragbar werden?
Fazit zu ›Muse of Nightmares 1‹
Mit ›Muse of Nightmares 1‹ ist Taylor eine Fortsetzung gelungen, die ebenso spannend weitergeht, wie ›Strange the Dreamer‹ geendet hatte. Stück für Stück entfalten sich die Perspektiven weiter, zeigen sich mehr der Schrecken und Ängste von Weep und den Kindern der Götter. Viele der Charaktere stehen zwischen gut und böse. Sie sind von den Gedanken geprägt, wie es hätte sein können und wie es nie mehr sein wird. Ein fantastischer Roman über die tiefsten Schrecken und den Versuch, mit ihnen zu leben. Noch einige letzte Geheimnisse lassen gespannt auf das Finale in ›Muse of Nightmares 2‹ warten.
Buchinfo
Laini Taylor: Muse of Nightmares Das Geheimnis des Träumers Buch 1 (Strange the Dreamer 3) Roman Übersetzt von: Ulrike Raimer-Nolte One, Köln 2020 351 S., EUR (D) 15,- inkl. MwSt. Hardcover Erzählendes für junge Erwachsene Altersempfehlung: ab 14 Jahren ISBN 978−3−8466−0100−6
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2019 ist zu Ende gegangen und 2020 hat begonnen. Die Verlagsvorschauen für (Frühjahr/Sommer) 2020 liegen bei vielen Verlagen vor und versprechen ein spannendes neues Lesejahr in vielen Genres. Bücher, die mir bereits jetzt ins Auge gesprungen sind und auf deren Erscheinen ich mich schon sehr freue, stelle ich Euch gerne vor. Vermutlich werden über das Jahr noch einige Bücher dazukommen, aber diese Neuerscheinungen 2020 haben bereits meine Vorfreude entfacht und ich hoffe, sie rezensieren zu können.
Bei Suhrkamp wird Benjamin Maacks neues Buch Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein erscheinen, das sich mit dem Leben mit Depressionen beschäftigt und auf das ich mich sehr freue. Ich habe bereits seinen Erzählband Monster gelesen, der mir unheimlich nah gegangen ist und bin sehr gespannt, womit der Autor uns dieses Jahr überraschen wird. Maack verbinde ich mit ungewöhnlicher, authentischer und aufrichtiger Literatur, die ich nur schwer aus der Hand legen kann.
Maxim Biller gehört zu meinen absoluten Lieblingen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und so landen seine Bücher automatisch auf meiner Leseliste. 2020 wird bei KiWiSieben Versuche zu lieben erscheinen, das ich sicherlich lesen werde. Darin enthalten sind gesammelte Familiengeschichten von Maxim Biller und weil mir seine Bücher immer einen neuen Blick auf die Dinge geschenkt haben, bin ich schon sehr gespannt, wie dieser neue Blick bei Familiengeschichten aussehen wird.
Seit ich vor vielen Jahren das Buch 19 Minuten von Jodi Picoult gelesen habe, über das ich bereits viele spannende Gespräche geführt habe, habe ich immer wieder zu Romanen der Schriftstellerin gegriffen und wurde bislang nicht enttäuscht. Ich mag die komplexen, emotionalen und vielschichtigen Themen, die sie in ihren Romanen behandelt. Auch in Der Funke des Lebens hat sie sich einem solchen – eine Geiselname in einer Frauenklinik – angenommen.
Jodi Picoult: Der Funke des Lebens, Roman, 448 S., ISBN: 978−3−570−10400−2, Bertelsmann, erschienen am 27.04.2020
Klassiker
Bei Suhrkamp wird eine Graphic Novel von Nicolas Mahler zu Ulyssesvon James Joyce erscheinen. Ich bin ein großer Fan von Klassikern im neuen Gewand und von kreativen Möglichkeiten, Lesern Klassiker näherzubringen. Darum bin ich auch sehr gespannt, wie Ulysses in dieser Graphic Novel umgesetzt wurde.
Nicolas Mahler: Ulyssesvon James Joyce, Graphic Novel, ca. 288 S., ISBN: 978−3−518−47006−0, Suhrkamp, erscheint voraussichtlich am 17.08.2020
Von allen Klassikern sind mir vor allem auch die Romane der Schwestern Brontë ans Herz gewachsen, egal ob in Buchform oder als Verfilmung. Umso glücklicker bin ich, dass bei Reclam 2020 ein wirklich sehr hübscher Schuber erscheinen wird, in dem Jane Eyre, Sturmhöhe und Agnes Grey enthalten sein werden. Ich bin ein großer Fan der Schuber, die bei Reclam erscheinen, wie der bezaubernde Schuber zu Grimms Märchen. Am meisten freue ich mich, Agnes Grey zu lesen, da ich mit diesem Roman bislang am wenigsten zu tun hatte. Es wird spannend.
Auch Rowohlt hat ab 2020 zwei Klassiker im Programm, auf die ich mein Auge geworfen habe. Dabei handelt es sich um Die Sturmfluten des Frühlings und Die fünfte Kolonne von Hemingway. Da ich bislang noch sehr Hemingway-unbelesen bin, freue ich mich schon sehr auf diese beiden Bücher, um meine Kenntnisse auszuweiten.
Ernest Hemingway: Die Sturmfluten des Frühlings und Die fünfte Kolonne, ca. 96 & 128 S., ISBN: 978−3−499−00368−4 & 978−3−499−00369−1, Rowohlt, erscheinen voraussichtlich am 15.09.2020
Phantastik
Nachdem Band 1 und Band 2 (vor allem Band 2) von Strange the Dreamer 2019 bereits eine wunderbare Überraschung waren, die ich wirklich sehr gerne gelesen habe, bin ich umso glücklicher, dass 2020 bereits Band 3 und Band 4 – jedoch Muse of NightmaresBand 1 und Band 2 genannt – erscheinen werden. Eine gelungene Mischung aus Phantastik, Spannung und originellen Ideen.
Laini Taylor: Muse of Nightmares, Band 1 und 2, ISBN: 978−3−8466−0100−6 & 978−3−8466−0101−3, Bastei Lübbe, One, erschienen am 29.06. & erscheint voraussichtlich am 28.08.2020
Leigh Bardugos Grisha-Trilogie – Goldene Flammen, Eisige Wellen, Lodernde Schwingen – wird bei Knaur in neuer Ausstattung erscheinen und ich freue mich riesig, diese Romane kennenzulernen, nachdem ich die Leseproben dazu bereits sehr mochte. Die Autorin ist von diesen abgesehen jedoch ein vollkommen unbeschriebenes Blatt für mich und ich bin sehr gespannt, nachdem ich so viel Gutes über ihre Romane gehört habe.
Mit der Howl-Saga habe ich begonnen, da ich den Film Das wandelnde Schloss von Studio Ghibli sehr mochte. Band 1 habe ich wirklich sehr gerne gelesen und jetzt bin ich gespannt wie es in Band 2 Der Palast im Himmel weitergehen wird. Das Cover ist jedenfalls wunderschön.
Diana Wynne Jones: Der Palast im Himmel, Howl-Saga Band 2, 272 S., ISBN 978−3−426−52539−5 , Knaur, erscheint voraussichtlich am 03.08.2020
Die Tribute von Panem gehören zu den Fantasy-Reihen, die mich nach dem Lesen bzw. Hören noch lange beschäftigt haben. Umso mehr freue ich mich, dass ein Prequel dieser tollen Serie in diesem Jahr herauskommt und ich finde die Wahl des Protagonisten wirklich unglaublich spannend! Das Lied von Vogel und Schlange werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.
Suzanne Collins: Die Tribute von Panem. Das Lied von Vogel und Schlange, 608 S., ISBN 978−3−7891−2002−2 , Oetinger, erschienen am 19.05.2020
Sachbücher
Ich glaube, Marie Kondos KonMari-Methode muss man probiert haben, um zu verstehen, was es damit auf sich hat und, ob es was für einen ist. Seit ich ihr Buch Magic Cleaninggelesen (und das vorgeschlagene Prinzip beherzigt) habe, bin ich (nicht immer ohne Kampf mit mir selbst) eine Menge Dinge losgeworden und fühle mich wirklich wohler in meiner häuslichen Umgebung. Da man bekanntlich in der Regel einige Stunden seines Lebens bei der Arbeit verbringt, bin ich sehr gespannt, ob Joy at Work von Marie Kondo und Scott Sonenshein einen ähnlich positiven Effekt auf mein Arbeitsleben haben wird. Probieren werde ich es auf jeden Fall.
Marie Kondo und Scott Sonenshein:Joy at Work, 224 S., ISBN 978−3−8052−0056−1, Wunderlich Verlag, erschienen am 28.04.2020
Als studierte Psychologin und Literaturwissenschaftlerin bin ich immer sehr gespannt auf Bücher, die versuchen, Psychologie und Literatur oder das Schreiben miteinander zu verbinden und für den Leser nutzbar zu machen. Deswegen halte ich immer wieder Ausschau nach Büchern, die einen solchen Ansatz verfolgen. Dieses Jahr wird von der ausgebildeten Poesietherapeutin Silke Heimes, die Medizin und Germanistik studiert hat, das Buch Ich schreibe mich gesund erscheinen. Ich bin schon sehr gespannt auf ihren Ansatz und werde sicherlich berichten.
Silke Heimes: Ich schreibe mich gesund, 240 S., ISBN 978−3−423−28222−2, dtv, erschienen am 21.02.2020
Wie ihr seht, wird 2020 sicherlich ein vielseitiges Lesejahr. Ich bin sicher, es werden noch einige Neuerscheinungen 2020 dazukommen, die von Interesse sind und die ich hier besprechen werde. Bleibt natürlich abzuwarten, was in diesem Jahr alles auf meinem Lesestapel landen wird, das keine Neuerscheinung mehr ist, aber sicherlich ebenso spannend zu lesen.
Ich wünsche ein spannendes Lesejahr 2020 und wenn ihr mir Bücher empfehlen wollt, auf die ich definitiv einen Blick werfen sollte, dann lasst doch einfach einen Kommentar da, ich würde mich freuen. 🙂
(Voraussichtliche) Erscheinungstermine der Neuerscheinungen 2020
22.07. Ray Bradbury: Fahrenheit 451 (Diogenes) 03.08. Diana Wynne Jones: Der Palast im Himmel (Knaur) 17.08. Nicolas Mahler: Ulysses von James Joyce (Suhrkamp) 17.08. Jo Lendle: Vom Schreibtisch (Hanser) 18.08. Lukas Maisel: Buch der geträumten Inseln (Rowohlt) 18.08. Wolfgang Herrndorf: Tschick (Jubiläumsausgabe, Rowohlt) 26.08. Doris Dörrie: Die Welt auf dem Teller (Diogenes) 28.08. Laini Taylor: Muse of Nightmares, Band 2 (One) 31.08. Margaret Atwood: Der Report der Magd (Wiederveröffentlichung, Piper) 14.09. Eveline Helmink: Handbuch für miese Tage (Irisiana) 15.09. Ernest Hemingway: Die Sturmfluten des Frühlings (Rowohlt) 15.09. Ernest Hemingway: Die fünfte Kolonne (Rowohlt) 18.09. John Strelecky: Was ich gelernt habe (dtv) 18.09. Sarah J. Maas: Crescent City 1 (dtv) 21.09. Julia Engelmann: Keine Ahnung, was für immer ist (Goldmann) 21.09. Ragnar Jónasson: Nebel (btb) 23.09. Aldous Huxley: Schöne neue Welt (Fischer) 23.09. Peter Stamm: Wenn es dunkel wird (Fischer) 23.09. Peter Stamm: Marcia aus Vermont (Fischer) 28.09. Julian Auringer: Rot wie Blut. Grausige Märchen und Sagen (Anaconda) 28.09. Michail Bulgakow: Meister und Margarita, Neuübersetzung (Anaconda) 28.09. William Shakespeare: Sämtliche Werke in drei Bänden (Anaconda) 30.09. Marie Graßhoff: Beta Hearts (Lübbe)
Oktober/November/Dezember
12.10. H. P. Lovecraft: Cthulhus Ruf (Heyne) 23.10. Thomas Reinertsen Berg: Auf einem Blatt die ganze Welt (dtv) 02.11. Mark Fahnert: Klang des Feuers (Piper) 09.11. Katherine Arden: Das Mädchen und der Winterkönig (Heyne) 13.11. Alexandre Dumas: Die drei Musketiere (dtv) 13.11. Eva Wlodarek: Die Kraft der Wertschätzung (dtv) 13.11. Charles Baudelaire: Die Blumen des Bösen (Reclam) 17.11. Maxym M. Martineau: Die Tiermagierin – Schattentanz (Rowohlt, Kyss) 21.11. Julia Dippel: Cassardim. Jenseits der Schwarzen Treppe (Planet) 25.11. Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit (Diogenes) 21.12. Margaret Owen: Krähenzauber (Carlsen)
Das Leben, das Sarai und die anderen vier überlebenden Kinder der toten Götter in der Zitadelle führen, befindet sich in ›Strange the Dreamer 2‹ in Auflösung.
Während sich Lazlo Strange noch im ersten Band von ›Strange the Dreamer‹ nichts sehnlicher wünscht, als endlich nach Weep zu gelangen und die Mysterien der Stadt zu ergründen, werden diese bald zu seiner Welt. Denn während Lazlo nach Weep gelangen möchte, müssen die fünf überlebenden Götterkinder, die in der Zitadelle über der Stadt leben, befürchten, entdeckt und umgebracht zu werden.
In Lazlos Träumen kommen die Muse der Albträume, Sarai, und der Träumer sich bald näher. Doch während sie bei Lazlo auf Offenheit, Verständnis und Wohlwollen trifft, zeigen sich nicht alle Menschen so freundlich. Auch die Empathie und das Verständnis, die Sarai den Menschen entgegenbringen kann, wird nicht von allen Kindern der Götter geteilt.
Und so finden sich Sarai und Lazlo in ›Strange the Dreamer 2‹ bald in einem Strudel aus Ereignissen wieder, in dem es um mehr geht, als Abenteuergeschichten und Wunderglauben. Die Menschen von Weep, die die Götterherrschaft überlebten, sind ebenso tief traumatisiert wie die Kinder der Götter, die das Massaker überlebten, das ihre Eltern tötete.
»Noch immer hörte sie die Schreie, die auf entsetzliche, blutige Art nacheinander verstummten. Sie würde immer dort sein, und ihre Arme würden für die Kinder nie ausreichen, genau wie an jenem Tag.«
Dabei schafft es Laini Taylor ein Spannungsfeld zu erschaffen, das sie zwischen die beiden Gräueln spannt, jenen der Götter und jenen der Menschen. Gräuel, mit deren Nachwirkungen noch immer eine ganze Stadt zu kämpfen hat, in der die Erinnerung, der Hass und der Schmerz tief sitzen.
Die Menschen und Götterkinder in ›Strange the Dreamer 2‹ sind Überlebende, sie waren bis auf wenige Ausnahmen, nicht an den Taten gegen die jeweils anderen beteiligt. Die Menschen litten lange unter der Götterherrschaft und waren tagtäglich ihrer Gewalt ausgesetzt. Die fünf überlebenden Götterkinder litten entweder direkt unter dem Massaker, das die Götterherrschaft beendete, oder unter seinen Nachwirkungen, da sie allein und mit vielen Entbehrungen aufwachsen mussten.
»Doch es gab kein Entkommen vor den Taten der Vergangenheit. Weder vor den Gräueln der Götter, noch denen der Menschen.«
Die Wunden auf beiden Seiten sitzen tief und sind alt. Und inmitten dieser Traumata, Ängste und Nöte versuchen der unbedarfte Bibliothekar Lazlo und die Muse der Albträume Sarai eine Antwort auf das Geschehen zu finden, die nicht noch mehr Hass, Tod und neue Traumata bringt.
Damit greift Laini Taylor im Gewand eines Jugendbuches und der Fantastik existentielle Themen des Menschseins auf, balanciert fein zwischen absoluten Gut- oder Böse-Kategorisierungen und erschafft vor den Schrecken der Vergangenheit mit Lazlo und Sarai einen Helden und eine Heldin, die ans Herz gehen.
Fazit zu ›Strange the Dreamer 2‹
Langeweile kommt beim Lesen von ›Strange the Dreamer 2‹ nicht auf: Offene Fragen, unterschiedlichste Charaktere und eine besondere Erzähltiefe erfüllen den Roman. So gelingt es ›Strange the Dreamer 2‹ nicht nur, an die Qualität des Vorgängerbandes ›Strange the Dreamer‹ 1 anzuknüpfen, sondern, sie sogar noch zu übertreffen. Die beiden Folgebände ›Muse of Nightmares‹ Band 1 und Band 2 werden also auf jeden Fall auf meinem Lesestapel landen.
Buchinfo
Laini Taylor: Strange the Dreamer Ein Traum von Liebe Buch 2 Übersetzt von Ulrike Raimer-Nolte One, Köln 2019 382 S., EUR (D) 15,- inkl. MwSt. Roman, Hardcover Erzählendes für junge Erwachsene Altersempfehlung: ab 14 Jahren ISBN 978−3−8466−0086−3
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Lazlo Strange fehlt es in ›Strange the Dreamer 1‹ an vielem. Einer Familie, einer Herkunft, Wohlstand und Schönheit. Seinen Nachnamen teilt er mit anderen Findelkindern, seinen Vornamen mit einem stummen Mann, den er nie kennengelernt hat. Doch bei all den Dingen, bei denen Lazlo leer ausgegangen ist, ist er mit einem gesegnet: seiner Fantasie.
Lazlo hängt an den alten Geschichten, die er in der Bibliothek, in der er arbeitet, aufstöbert und niederschreibt. Er hängt sogar so sehr an ihnen, dass er nicht zögert, sich Eril-Fane anzuschließen, als dieser in seinem Ort nach Gelehrten sucht.
Eril-Fane stammt aus der Stadt Weep, die nicht nur ihren richtigen Namen verloren hat, sondern die sich weiteren Mysterien ausgesetzt sieht. Die gleichen Mysterien, die Sarai und die anderen Kinder, die zur Hälfte von Göttern und zur Hälfte von Menschen abstammen, umgeben.
»Namen können verloren gehen oder in Vergessenheit geraten. Das wusste niemand besser als Lazlo Strange.«
Sowohl die Kinder der alten Götter, von deren Existenz die Menschen von Weep nichts ahnen, als auch die Menschen von Weep selbst, die unter den alten Göttern litten, versuchen zu überleben und zurück zu ihrem alten, sicheren Leben zu kommen. Und Lazlo ist mittendrin.
Lazlo und Sarai sind in ›Strange the Dreamer 1‹ junge Erwachsene, die noch zu jung sind, um sich an die alten Götter zu erinnern. Was sie wissen, stammt aus der Erinnerung anderer und dem, was sie erzählen.
Doch sie unterscheiden sich von anderen jungen Erwachsenen, wie auch viele Bewohner von Weep sich von anderen Menschen unterscheiden: Sie sind die Versehrten und Traumatisierten. Entweder litten sie durch die alten Götter, die Menschen nahmen, wie es ihnen passte, und auch nur dann zurückgaben, wenn sie es wollten. Oder sie litten unter dem Massaker, bei dem die alten Götter und so viele andere ums Leben kamen.
Es ist ihre Geschichte, die ›Strange the Dreamer 1‹ erzählt. Die Geschichte jener, die überlebten, und sich mit dem was war und seinen Folgen für Gegenwart und Zukunft auseinandersetzen müssen. Dabei hat ›Strange the Dreamer 1‹ beides: starke Männer und starke Frauen, die sich in der fantastischen Welt von Laini Taylor mit Schrecken und Ängsten konfrontiert sehen, die auch Menschen jenseits jeglicher Fantastik kennen. Die Angst, jene zu verlieren und nicht beschützen zu können, die man liebt. Die Furcht, dass man selbst oder andere ihrer körperlichen und seelischen Unversehrtheit beraubt werden.
»Der Name des Monsters war Isagol gewesen, Göttin der Verzweiflung. Ihre Mutter. Seit fünfzehn Jahren tot.«
Fazit zu ›Strange the Dreamer 1‹
Dabei schafft es Laini Taylor in ›Strange the Dreamer 1‹, dass Lazlo und der Leser nach und nach von den Schrecken und den damit verbundenen Wünschen erfahren, und in diese hineinwachsen müssen. Stilistisch könnte man sich an manchen Stellen mehr ›Show, don’t tell‹ wünschen, um der fantastischen Welt des Träumers Lazlo näherzukommen. Doch dies kann die Geschichte um Lazlo und Sarai kaum weniger mystisch und spannend werden lassen. Denn eines ist sicher, sobald man sich auf die Geheimnisse der Romanwelt eingelassen hat: Man wird sie nicht mehr so schnell losbekommen: In Band 2 geht es weiter.
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Laini Taylor: Strange the Dreamer Der Junge, der träumte, Buch 1 Übersetzt von Ulrike Raimer-Nolte One, Köln 2019 343 S., EUR (D) 15,- inkl. MwSt. Roman, Hardcover Erzählendes für junge Erwachsene Altersempfehlung: ab 14 Jahren ISBN 978−3−8466−0085−6
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