Wie weit würde ein Mensch gehen, um nicht mehr in Angst und Erniedrigung zu leben? Jude war bereit, eine Spionin des Prinzen zu werden. Und sie war bereit, dafür zur Mörderin zu werden. Was als Verteidigung begann, entpuppt sich bald als Talent – eines, das nur davon übertroffen werden kann, wie gut es ihr gelingt, das Volk der Elfen zur Weißglut zu treiben.
Nicht nur die Adligen des Hofes haben Jude in ›Elfenkrone‹ unterschätzt – auch ihrem Ziehvater Madoc ist es so ergangen. Niemand weiß warum der junge, schöne König sie an seiner Seite hat und auf ihren Rat hört. Und nur die wenigsten wissen in ›Elfenkönig‹, dass sie im Verborgenen die Fäden zieht.
Doch das Dasein als Schattenregentin hat seinen Preis. Jude schläft und isst wenig. Mehrmals begibt sie sich in ›Elfenkönig‹ in Gefahr, ohne es zu ahnen. Denn trotz allem ist Jude kaum erst von der Schulbank aufgestanden.
»Jude gefiel es ebenfalls, wenn sie wütend war, denn Wut war besser als Angst und besser als die Erinnerung daran, dass sie eine Sterbliche unter Ungeheuern war.«
Und während sie alles dafür tut, dass Reich der Elfen vor einem Krieg zu bewahren, laufen die Vorbereitungen für eine Hochzeit. Ihre Zwillingsschwester soll ihren Ex-Freund heiraten, der noch immer nicht genug davon hat, Unruhe zu stiften.
Doch zum Glück hat Jude Verbündete, die mit allen Wassern gewaschen sind. Die Spione des Hofs der Schatten, ihre ältere Schwester Vivi und ihre Dolche. Doch wo sich Verbündete aufhalten, sind zumeist auch Feinde und Verräter nicht weit.
»›Macht‹, sagte er. ›Macht ist die Gabe zu bekommen, was man haben will. Macht ist die Gabe, eigene Entscheidungen treffen zu können. Und wie kommen wir an diese Macht?‹«
Zahlreicher als Verbündete sind im Elfenreich für einen Menschen auf jeden Fall Feinde. Selbst wenn man nicht den eigenen Vater gegen sich aufbringt, in dem man ihm die Krone aus er Hand gerissen hat, oder den Prinzen Balekin, der sich ebenfalls um die Krone betrogen fühlt.
Jude ist stark. Und wütend. Wer Reibung und Auseinandersetzung will, kann dies bei ihr finden. Doch wenn man einmal diesen Pfad eingeschlagen hat, ist es schwer, sich wieder davon zu lösen. Denn verzeihen kann Jude schlecht.
Fazit zu ›Elfenkönig‹
›Elfenkönig‹ ist fantasievoll, spannend und bewegend. Der zweite Band der Reihe greift das schnelle Tempo auf, das das Ende des ersten Bandes ›Elfenkrone‹ geprägt hat. Spannend wird, was im dritten und letzten Band der Reihe ›Elfenthron‹ noch alles geschehen kann.
Holly Black: Elfenkönig Die Elfenkrone-Reihe, Band 2 Ab 14 Jahren Übersetzt von: Anne Brauner cbj HC, München 2021 450 S., EUR (D) 10,- inkl. MwSt. Roman, Taschenbuch ISBN 978−3−570−31399−2
2020 ist sicherlich in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr gewesen. Doch wie jedes Jahr warten auch in diesem die Verlagsvorschauen für Frühjahr/Sommer 2021 darauf, durchstöbert zu werden. Eines ist sicher: 2021 verspricht ein spannendes Lesejahr in vielen Genres zu werden und macht richtig Lust auf seine Neuerscheinungen 2021. Bücher, die mir bereits jetzt ins Auge gesprungen sind und auf deren Erscheinen ich mich schon sehr freue, stelle ich Euch hier gerne vor. Bestimmt werden jedoch über das Jahr noch einige Neuerscheinungen 2021 in meiner Liste hinzukommen.
Meine Liebe zu Katzen und den meisten Tieren ist kein Geheimnis. Umso mehr freue ich mich auf dieses vielversprechende Buch, das 2021 im DuMont-Verlag erscheinen soll. Tokyo, die Achtzigerjahre und Außenseiter – klingt nach einer tollen Mischung, oder? Bücher, in denen Wärme und Katzenliebe aufeinander treffen, sind für mich einen genaueren Blick wert. 2016 erschienen bereits Sukegawas Bücher ›Kirschblüten und rote Bohnen‹ und ›Die Insel der Freundschaft‹ bei DuMont.
Durian Sukegawa: Die Katzen von Shinjuku, ca. 272 S., ISBN 978−3−8321−8147−5, DuMont, erscheint voraussichtlich am 12.02.2021
Seit ›Faserland‹ ist Christian Krachts Name aus dem Literaturbetrieb nicht mehr wegzudenken. Nach weiteren Werken schien dann 2016 ›Die Toten‹ als sein bislang neustes Buch bei Kiepenheuer&Witsch. Ich bin richtig gespannt, was die Leser und Leserinnen in ›Eurotrash‹ erwartet. Das Cover sieht jedenfalls toll aus und auch der Klappentext macht Lust. Nur bis März muss ich mich noch gedulden, aber ich bin sicher, das Warten lohnt sich.
Christian Kracht: Eurotrash, ca. 224 S., ISBN 978−3−462−05083−7, Kiepenheuer&Witsch, erscheint voraussichtlich am 04.03.2021
Von Benedict Wells hätte ich schon so viel mehr lesen sollen, als ich es bislang getan habe. Seit 2008 erscheinen seine Bücher im Diogenes-Verlag und jedes hat seinen Reiz. Sein neuestes Werk ›Hard Land‹ führt nach Missouri und ins Jahr 1985. Die Geschichte dreht sich um den 15-jährigen Außenseiter Sam, der einen Ferienjob in einem Kino annimmt und damit den Sommer seines Lebens erlebt. Klingt super vielversprechend.
Benedict Wells: Hard Land, ca. 352 S., ISBN 978−3−257−07148−1, Diogenes, erscheint voraussichtlich am 24.02.2021
Neuerscheinungen 2021 – Klassiker
Mary Shelleys Buch ›Frankenstein‹ gehört zu meinen unangefochtenen Lieblingen der Science-Fiction-Literatur und unter den Klassikern. Als ich gesehen habe, dass Reclam im nächsten Jahr auch eine Neuübersetzung von ›Der letzte Mensch‹ rausbringt, war mir sofort klar, dass dieses Buch ganz oben auf meine Leseliste für das kommende Jahr gehört. Denn eines ist bei Mary Shelleys Büchern sicher: Sie versprechen viel Stoff zum Nachdenken.
Mary Shelley: Der letzte Mensch (Neuübersetzung), ca. 596 S., ISBN 978−3−15−011328−8, Reclam, erscheint voraussichtlich am 12.02.2021
Auch Daphne du Maurier hat sich mit ihrem Buch ›Rebecca‹ einen Platz unter meinen Klassikerlieblingen gesichert. Hat mich auf ›Rebecca‹ noch das gleichnamige und wahnsinnig tolle Musical aufmerksam gemacht, kommt dieses Buch allein schon wegen der begabten Autorin auf meine Leseliste für das kommende Jahr. Liebe, Geheimnisse und das Leben auf See – klingt nach einer vielversprechenden Mischung, oder nicht? Ich bin jedenfalls super gespannt auf dieses Buch.
Daphne du Maurier: Die Bucht des Franzosen, ca. 300 S., ISBN 978−3−458−68154−0, Suhrkamp/insel, erscheint voraussichtlich 21.06.2021
Zu meiner wirklich großen Schande muss ich gestehen, dass ich noch kein Buch von George Orwell gelesen habe. Und das, obwohl der Autor aus der Welt der Literatur nicht mehr wegzudenken ist. Somit versprechen diese beiden Neuübersetzungen von ›1984‹ und ›Farm der Tiere‹ ein super Anfang für mich zu sein. Die beiden Buchcover finde ich jedenfalls mehr als gelungen.
George Orwell: 1984 und Farm der Tiere (Neuübersetzungen), ca. 400 & 144 S., ISBN 978−3−7306−0976−7 & 978−3−7306−0977−4, Penguin Random House, erscheinen voraussichtlich am 18.01.2021
Neuerscheinungen 2021 – Phantastik
Auch V. E. Schwab ist eine jener Schriftstellerinnen, von denen ich leider noch viel zu wenig gelesen habe. Und nachdem die englischsprachige Originalversion bereits viele Anhänger gefunden hat, bin ich umso gespannter, auf die deutschsprachige Übersetzung, die 2021 im Fischer-Verlag erscheinen wird. Ein Teufelspakt, eine spannende Protagonistin und die Kunst – diese spannende Kombination weckt Vorfreunde auf diesen historischen Fantasy-Roman.
V. E. Schwab: Das unsichtbare Leben der Addie LaRue, ca. 592 S., ISBN 978−3−596−70581−8, Fischer, erscheint voraussichtlich am 26.05.2021
Leigh Bardugo ist 2020 in Windeseile unter meine liebsten Fantasy-Autorinnen aufgestiegen. Sowohl die Trilogie ›Legenden der Grisha‹ als auch die Krähen-Dilogie sowie ›King of Scars‹ habe ich wahnsinnig gerne gelesen. Und der erste Band der ›King-of-Scars‹-Dilogie hat an einem Punkt geendet, an dem wirklich jeder Fortgang der Story möglich ist. Ich bin also wahnsinnig gespannt, wie es weiter geht für Nikolai, Nina, und all die anderen Figuren des Grishaverse.
Leigh Bardugo: Rule of Wolves, King-of-Scars-Dilogie Band 2, ca. 592 S., ISBN 978−3−426−22701−5, Droemer Knaur, erscheint voraussichtlich am 01.06.2021
Ich liebe den Film Das wandelnde Schloss von Studio Ghibli. Mir war also sofort klar, dass ich Band 1 der Howl-Saga ›Das wandelnde Schloss‹ unbedingt lesen muss. Auch Band 2 ›Der Palast im Himmel‹ habe ich verschlungen, obwohl ich den ersten Band der Saga wesentlich lieber mochte. Umso gespannter bin ich nun auf Band 3 der Howl-Saga ›Das Haus der tausend Räume‹ und welche Abenteuer auf Howl & Co. warten.
Diana Wynne Jones: Das Haus der tausend Räume, Howl-Saga Band 3, ca. 272 S., ISBN 978−3−426−52540−1, Knaur, erscheint voraussichtlich am 01.03.2021
Neuerscheinungen 2021 – Sachbuch
Von Stefan Klein konnte ich in der Vergangenheit bereits zwei Bücher lesen, ›Die Glücksformel‹ und ›Träume‹, die mir beide gut bis sehr gut gefallen haben. Vor allem ›Träume‹ konnte mich nachhaltig begeistern, sodass ich noch immer gerne über das Buch rede. Umso gespannter bin ich natürlich auf das neue Buch von Stefan Klein ›Wie wir die Welt verändern‹. Innovationen, der Geist und der Fortschritt – eine super spannende thematische Mischung.
Stefan Klein: Wie wir die Welt verändern, ca. 256 S., ISBN 978−3−10−002492−3, Fischer, erscheint voraussichtlich am 10.03.2021
Wenn bei mir etwas kaputtgeht, dass ich für rettbar halte, ziehe ich zumeist das Internet zu rate. In vielen Fällen bringt mir das auch eine Lösung. Trotzdem schmeiße ich noch zu viel weg oder benutze es noch, auch wenn es nicht mehr gut funktioniert. Zum einen sind die Lösungen des Internets nicht immer eindeutig oder gut. Zum anderen aber, komm ich bei zu vielen Dingen vermutlich nicht einmal auf die Idee, dass ich sie reparieren könnte. Und um das verändern, bin ich schon super gespannt auf Nick Harpers Buch ›Wie man alles repariert‹.
Nick Harper: Wie man alles repariert, ca. 256 S., ISBN 978−3−7306−0953−8, Penguin Random House, erscheint voraussichtlich am 22.03.2021
Wie ihr seht, wird auch 2021 wieder ein vielseitiges und vielversprechendes Lesejahr. Bestimmt wird im Laufe des Jahres hier noch das ein oder andere Buch dazukommen. Aber natürlich werde ich nicht nur Neuerscheinungen lesen, also bleibt abzuwarten, was in diesem Jahr alles auf meinem Lesestapel landen wird, das keine Neuerscheinung mehr ist.
Ich wünsche dir ein spannendes Lesejahr mit den Neuerscheinungen 2021 und wenn ihr mir Bücher empfehlen wollt, auf die ich definitiv einen Blick werfen sollte, dann lasst doch einfach einen Kommentar da, ich würde mich sehr freuen. 🙂
Januar Kei Ohkubo: Arte 4 (Carlsen) 15.01. Immunbooster (Droemer Knaur) 22.01. George Orwell: Farm der Tiere (Neuübersetzung, dtv) Februar Michael Ende: Momo (Thienemann-Esslinger) Februar Anne Fleck: Meeresglühen (Coppenrath) 01.02. Matt Haig: Die Mitternachtsbibliothek (Droemer Knaur) 02.02. Hannah Frey: Zuckerfrei (GU) 02.02. Elisabeth Mecklenburg: Mein City-Obstgarten (GU) 12.02. Durian Sukegawa: Die Katzen von Shinjuku (Dumont) 12.02. Mary Shelley: Der letzte Mensch (Reclam) 18.01. George Orwell: 1984 (Neuübersetzung, Penguin Random House) 18.01. George Orwell: Farm der Tiere (Neuübersetzung, Penguin Random House) 24.02. Miku Sophie Kühmel: Kintsugi (Fischer Taschenbuch) 24.02. Jay Kristoff: Nevernight. Die Prüfung (Fischer) 24.02. Doris Dörrie: Einladung zum Schreiben (Diogenes) 24.02. Christoph Niemann: Away (Diogenes) 24.02. Benedict Wells: Hard Land (Diogenes) 26.02. Anne Prettin: Die vier Gezeiten (Bastei Lübbe) März Kei Ohkubo: Arte 5 (Carlsen) 01.03. Diana Wynne Jones: Das Haus der tausend Räume (Droemer Knaur) 02.03. Diana Kinnert: Die neue Einsamkeit (Hoffmann und Campe) 04.03. Christian Kracht: Eurotrash (Kiwi) 10.03. Stefan Klein: Wie wir die Welt verändern (Fischer) 12.03. Mary Mclane: Meine Freundin Annabel Lee (Reclam) 15.03. Anja Kampmann: Der Hund ist immer hungrig (Hanser) 15.03. Stephen Fry: Mythos (aufbau) 15.03. Roman Wolf: Die Nibelungen (aufbau) 18.03. Helga Schubert: Vom Aufstehen (dtv) 18.03. Anne Fleck: Energy! (dtv) 20.03. Bernhard Heckler: Das Liebesleben der Pinguine (Klett-Cotta) 22.03. Nick Harper: Wie man alles repariert (Penguin Random House) 26.03. Susanne Esche-Belke/Suzann Kirschner-Brouns: Re-Power (Bastei Lübbe) 26.03. Gretchen Lidicker: Mein Magnesium (Bastei Lübbe) 26.03. Ewald Arenz: Der große Sommer (Dumont)
Neuerscheinungen 2021 – April/Mai/Juni
April Christina Hiemer: The Second Princess (Carlsen) April Liz Braswell: Die Schöne und ihr Geheimnis (Carlsen) April Hajime Isayama: Attack on Titan Deluxe VIII (Carlsen) 01.04. Leigh Bardugo: Rule of Wolves (Droemer Knaur) 01.04. Mechtild Borrmann: Glück hat einen langsamen Takt (Droemer Knaur) 01.04. Yael Adler: Haut nah (Droemer Knaur) 01.04. Julia Marie Schmoll: Die Maschen der Narzissten (GU) 01.04. Matt Pritchard: Dirty Vegan (GU) 23.04. Julie Estève: Ich, Antoine (dtv) 23.04. Ildy Bach: Die Stieftochter (dtv) 24.04. Susann Sitzler: Väter und Töchter (Klett-Cotta) 30.04. Neil Gaiman: Der Ozean am Ende der Straße. Illustriert (Bastei Lübbe) Mai Kei Ohkubo: Arte 6 (Carlsen) Mai Philip Le Roy: Die Nacht der Acht (Carlsen) 17.05. Lucy Pollock: Das Buch über das Älterwerden (Dumont) 26.05. V. E. Schwab: Das unsichtbare Leben der Addie LaRue (Fischer) 26.05. Carlos Ruiz Zafón: Der Friedhof der vergessenen Bücher (Fischer) 31.05. Oliver Pötzsch: Das Buch des Totengräbers (Ullstein) 01.06. Nora Bendzko: Die Götter müssen sterben (Droemer Knaur) 15.06. Daphne du Maurier: Die Bucht des Franzosen (Suhrkamp/insel) 21.06. Christina Henry: Die Chroniken von Peter Pan (Penguin Random House) 23.06. Martin Suter: Allmen und der Koi (Diogenes Taschenbuch) 23.06. Amélie Nothomb: Klopf an dein Herz (Diogenes Taschenbuch) 23.06. Denken mit Oscar Wilde (diogenes deluxe) 23.06. Paulo Coelho: Untreue (diogenes deluxe)
Neuerscheinungen 2021 – Juli/August/September
Juli Zidrou/Frank Pé: Die Bestie (Carlsen) Juli Kei Ohkubo: Arte 7 (Carlsen) 05.07. Mark Fahnert: Echo des Verrats (Piper) 08.07. Simon Beckett: Die Verlorenen (Rowohlt) 28.07. Simone Lappert: Der Sprung (Diogenes Taschenbuch) 30.07. Marie Graßhoff: Der dunkle Schwarm (Bastei Lübbe) September Kei Ohkubo: Arte 8 (Carlsen) 14.09. René Wadas: Der Pflanzenarzt (Rowohlt) 30.09. Anne Pätzold: Right Here (Bastei Lübbe, Lyx)
Von einem uralten Wesen in den Tiefen dieser Welt, das ruht und wartet.
Die Ahnung von etwas Uralten, Monströsen erfüllt die Geschichte ›Cthulhus Ruf‹. Ist es zu Beginn noch der plötzliche Tod des Onkels des Icherzählers, der Rätsel aufgibt, verdichtet sich das düstere Netz aus Geheimnissen und Vorahnungen bald.
Im Nachlass des Onkels, einem angesehenen Professor, stößt der Icherzähler auf Aufzeichnungen und Unterlagen, die Zweifel am natürlichen Tod seines Onkels aufkommen lassen. Doch was war es, dem der Professor noch bis kurz vor seinem Ableben auf der Spur war? Und warum hat er davon nichts gewusst?
Der Icherzähler von ›Cthulhus Ruf‹ kämpft mit sich und seiner Wahrnehmung der Welt. Er will rationale Erklärungen finden, die Geheimnisse seines Onkels auf Betrug anderer zurückführen, doch je tiefer er sich in seine Nachforschungen begibt, desto stärker wird das Gefühl des lauernden Grauenhaften. Uralte Rituale und monströse Anrufungen, nicht nur in der Ferne, sondern Tief im Herzen des menschlichen Bewusstseins.
»Ein Fall, dem sich die Anmerkungen mit Nachdruck widmeten, war tragisch. Die betreffende Person, ein sehr bekannter Architekt mit Interesse an Theosophie und Okkultismus, wurde am gleichen Tag wie Wilcox von heftigem Wahnsinn befallen und starb einige Monate später nach endlosem Schreien, jemand möge ihn doch vor den ausgebrochenen Bewohnern der Hölle retten.«
Mehr und mehr dunkle Geheimnisse kreuzen seine Nachforschungen. In den unterschiedlichsten Teilen der Welt stößt er auf weitere Puzzleteile. Und doch ist kaum jemand übrig, den er direkt befragen könnte. Mysteriöse Todesfälle und Verschwinden säumen den Weg. Und wie berichtet man etwas, das niemand zu glauben bereit ist? Lovecraft zieht Leser und Leserinnen subtil und unterschwellig in die Abgründe seiner Geschichte. Seite für Seite verdichtet sich eine Geschichte, die unter die Haut geht.
»Es war ein Polizist aus New Orleans namens John Raymond Legrasse. Er brachte den Gegenstand mit, um dessentwillen er gekommen war – eine groteske, ungeheuerlich abstoßende und augenscheinlich sehr alte Steinstatuette, deren Ursprung er nicht zu bestimmen vermochte.«
›Cthulhus Ruf‹ ist mit Abstand die berühmteste Erzählung H. P. Lovecrafts, die natürlich auch in ›Die besten Geschichten‹ von H. P. Lovecraft nicht fehlt. Zum Teil jedoch auch in der Zeit des Autors verhaftet ist.
Doch die Abbildungen von François Baranger machen diese Ausgabe von ›Cthulhus Ruf‹ nicht nur zu etwas Besonderem, sondern zu einem Schatz in Buchgestalt. Dunkel, düster und atmosphärisch fangen sie das Unbehagen und die Ahnungen ein, die zwischen Lovecrafts Zeilen lauern. Jede Doppelseite ist ein Kunstwerk für sich, die Lovecrafts Welt ernst nimmt.
Fazit zu ›Cthulhus Ruf‹
Lovecrafts ›Cthulhus Ruf‹ ist düster, atmosphärisch und unglaublich spannend. Der Icherzähler ist greifbar, versucht dem Unfassbaren mit Rationalität und Fassung zu begegnen und erbaut dadurch eine Brücke für den Leser in die Welt von ›Cthulhus Ruf‹.
Diese Ausgabe der berühmten Erzählung ›Cthulhus Ruf‹ ist nicht nur für Lovecraft-Kenner eine Empfehlung – François Barangers Abbildungen sollten sie sich nicht entgehen lassen. Auch für den Lovecraft-Neuling ist diese schaurig-schöne und bibliophile Ausgabe eine wunderbare Einladung in die Welt von Lovecraft und Cthulhu.
»›In seinem Haus in R’lyeh wartet träumend der tote Cthulhu.‹«
Buchinfo
H. P. Lovecraft: Cthulhus Ruf Heyne, München 2020 64 S., EUR (D) 25,- inkl. MwSt. Mit 64 farbigen Abbildungen von François Baranger Hardcover mit Schutzumschlag ISBN 978−3−453−53498−8
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Wenige Jahre sind vergangen seit der Bezirk Shiganshina an die Titanen gefallen ist. Hunderte starben, mehr noch durch die Hungersnöte, die aufkamen, weil sich immer mehr Menschen hinter die innersten Mauern drängten. Eren, Mikasa und Armin haben an diesem Tag fast alles verloren. Nur einander haben sie in ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 7‹ noch.
Und nun sollen die drei endlich dorthin zurückkehren, wo sie einst als Kinder zusammen lebten. Die Häuser sind Ruinen, die Menschen nur noch Erinnerung. Passend scheint es, dass sie dort ausgerechnet den beiden Titanen gegenüberstehen sollen, die einst die Mauer durchbrachen und damit das Leben in Shiganshina auslöschten.
Die letzte Hoffnung des Aufklärungstrupps und der Menschen liegt in ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 7‹ in dem, was sie im Kellerraum von Erens Vater zu finden hoffen. Hat sich die Geschichte in ›Attack on Titan‹ bisher aus einzelnen Puzzleteilen bilden müssen, wird sie nun zu einer vollständigen Geschichte.
»Und doch flackert in meinem Kopf immer wieder der Gedanke an diesen Kellerraum auf. Selbst wenn die Mission fehlschlägt, könnte ich es vor meinem Tod noch dahin schaffen. In den Kellerraum, den Grisha Jäger hinterlassen hat, die Wahrheit über diese Welt.«
Sie suchen nach der Wahrheit über eine Welt, die sich durch ihre Grausamkeit auszeichnet. Eine Welt, in der Menschen zu Nahrung geworden sind. ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 7‹ knüpft direkt an die Geschehnisse aus ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 6‹ an. Die Menschen hinter den Mauern stehen mit dem Rücken an der Wand und wissen noch immer nicht warum.
Isayama gelingt es, mit dem Manga und Anime ›Attack on Titan‹ eine Geschichte zu erschaffen, deren Geheimnisse von ebenso vielen Schichten umschlossen sind, wie die Menschen in ihren Mauern. Mittlerweile ist zwar die Identität des kolossalen und des gepanzerten Titanen gelüftet, auch über die Wandlertitanen ist mehr bekannt, doch gibt es auch in ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 7‹ noch tiefer liegende Geheimnisse zu entdecken.
Wer glaubt, was der Aufklärungstrupp im Keller von Erens Vater findet, ist die Antwort auf alles, täuscht sich: Es ist ein Anfang. Eine Schicht des Geheimnisses wird durchstoßen, der Leser dringt tiefer zum Kern vor, doch noch immer bleiben Fragen offen.
Isayama gelingt es, die zu entdeckenden Geheimnisse so mit der Geschichte und den Handlungen zu verweben, dass alles, was entdeckt wird, überraschend ist und zugleich Sinn ergibt. Die Geheimnisse sind in der Geschichte tief verankert, ihre aufgeschobene Auflösung ist keine bloße Hinhaltetaktik, sondern der Kern. So ahnungslos wie Eren und seine Kameraden sind, so ist es auch der Leser.
»Kannst du sie auch sehen … all unsere Kameraden … ? Unsere Kameraden sehen uns an. Sie wollen endlich wissen, wofür sie gestorben sind. «
Fazit zu ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 7‹
Und die Antworten, die in ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 7‹ gefunden werden, sind nie einfach. Die anfängliche Schwarz-Weiß-Zeichnung der Menschen gegen die Titanen wird aufgelöst und verwischt. Wer glaubt, gezeichnete Geschichten sind für Kinder, der hat ›Attack on Titan‹ noch nicht gelesen. Dieser Manga geht unter die Haut, sprüht vor Spannung und Abgründen.
Doch trotz der herben Rückschläge, die Eren und seine Freunde erfahren haben, hören sie nicht auf. Sie alle haben schon zu viel verloren, um aufzuhören. Selbst hinter den Mauern sind sie nicht mehr sicher, was Jahrzehntelang galt, ist nichtig geworden. ›Attack on Titan‹ bietet eine jener Geschichten, über die gesprochen werden muss. Ich bin schon sehr gespannt auf ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 8‹ und auf alle weiteren Bände.
Buchinfo
Hajime Isayama: Attack on Titan Deluxe 7 beinhaltet die Bände 19–21 übersetzt von Claudia Peter Carlsen, Hamburg 2020 568 S., EUR (D) 25,00 inkl. MwSt. Hardcover, Manga Ab 16 Jahren ISBN 978−3−551−74109−7
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Man kann Edward in ›Biss zur Mitternachtssonne‹ nicht vorwerfen, dass er nicht ausführlich über die Angelegenheit mit Bella nachgedacht hätte. Doch sind es nicht nur seine Gedanken, die ihm zu schaffen machen. Auch die Gedanken seiner Mitmenschen strömen pausenlos auf ihn ein. Er ist mittlerweile gut darin, fremde Gedanken auszublenden. Sei es aus Anstand wie bei seiner Familie oder aus Langeweile, wie bei den meisten anderen.
Wer ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ gelesen hat, den dürften die Szenen zwischen Bella und Edward – zumindest in Bezug auf die Handlung – nicht überraschen. Niemand in Forks ahnt, dass eine Vampirfamilie im Ort lebt. Dabei leben sie mitten unter den Menschen: Arbeiten im Krankenhaus oder gehen zur Schule. Zwischen den Menschen und den Vampiren kommt es aber selten zu mehr Kontakt als nötig. Zumindest bis zu dem Tag, an dem Bella Swan auftaucht. Denn zum ersten Mal in seinem Leben begegnet Edward einem Menschen, dessen Gedanken er nicht lesen kann. Und der nebenbei noch so unverschämt gut riecht, dass das mit dem sich fernhalten kaum funktionieren will.
»Ich wollte mich nicht weiter vergeblich mühen – ich war es nicht gewohnt, etwas nicht zu können, es ärgerte mich. Ich wollte nicht anfangen, mich für ihre verborgenen Gedanken zu interessieren, nur weil sie mir verborgen blieben. Zweifellos würden sich ihre Gedanken, wenn ich sie erst einmal entschlüsselt hatte – und das würde mir gewiss noch gelingen –, als ebenso banal erweisen wie die aller anderen Menschen.«
Etwas Neues zu erfahren, gibt es vor allem in den Szenen, in denen Bella nicht mit Edward zusammen ist. Denn während ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ die Handlung aus Bellas Sicht erzählte, zeigt ›Biss zur Mitternachtssonne‹ nun Edwards Sicht. Dadurch erhält der Leser oder die Leserin erstmals einen Einblick in die Szenen, in denen Bella und Edward nicht beieinander waren.
Der Vorteil: Auch Edwards Familie bekommt Gelegenheit, andere Seiten von sich zu präsentieren. Sei es nun Jaspers Kampf gegen den ewigen Hunger oder Alice’ besondere Fähigkeiten. Durch Edwards Fähigkeit, Gedanken zu lesen, können Geschichten der anderen Vampire nun hautnah aus ihrer Erinnerung erlebt werden.
Obwohl ›Biss zur Mitternachtssonne‹ mit neuen Einblicken in Edwards Leben überraschen kann, bleibt er hinter ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ zurück. Vor allem der Anfang ist durch Edwards Fähigkeit, Gedanken zu lesen, mitunter sehr handlungsarm und sehr gedankenreich. Dadurch verliert Stephenie Meyers Schreibstil zum Teil an der Leichtigkeit, die man gewohnt war. Und dies kratzt auch an dem charmanten Vampir, der noch in ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ zu sehen war und nun sehr von sich selbst überzeugt wirkt. Zugegeben, da ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ aus Bellas Sicht erzählt war, blieb viel Raum, um Edward zu idealisieren. ›Biss zur Mitternachtssonne‹ zeigt eher einen weniger idealisierten, dafür alltäglicheren Edward. Bella hingegen verliert etwas von dem Mädchen, mit dem man sich noch gut identifizieren konnte, da wir sie nun durch Edwards Blick erleben.
»Ihre Anziehungskraft hatte kein bisschen nachgelassen. Wann immer sie in meiner Nähe war, wurden meine niedersten und drängendsten Instinkte geweckt. Gift schoss mir in den Mund, und mein Körper wollte sie packen – wollte sie in die Arme reißen und meine Zähne in ihre Kehle schlagen.«
Fazit zu ›Biss zur Mitternachtssonne‹
Leser und Leserinnen sollten am besten die ursprüngliche Reihenfolge beibehalten und zuerst ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ lesen. Für den eingefleischten Fan bietet sich ›Biss zur Mitternachtssonne‹ vor allem dafür an, um noch mehr über die vielfältigen Charaktere und Hintergründe zu erfahren, die das Geschehen in ›Bis(s) zum Morgengrauen‹ mitbestimmt haben.
Das hier dargestellte Cover und die angegebene Ausgabe sowie die Angaben zum Buch können von den derzeit erhältlichen Ausgaben abweichen.
Nur wenige Jahre nach dem ersten Band der ›Howl-Saga‹, ›Das wandelnde Schloss‹, erschien bereits der zweite Band der Reihe: ›Der Palast im Himmel‹.
Auf den ersten Blick scheinen die beiden Romane die Geschichten von vollkommen unterschiedlichen Personen zu erzählen. Abdullah ist ein Tagträumer. Während er sich durch den Verkauf wertvoller und nicht so wertvoller Teppiche über Wasser hält, verbringt er all seine Freizeit damit, sich sein Leben so auszumalen, wie es sein könnte. Was wäre, wenn Abdullah in Wahrheit ein Prinz wäre, der noch als Baby entführt worden ist?
So verbringt der junge, attraktive Mann seine Tage, bis plötzlich ein Fremder in seinem Laden steht. Er will ihm in höchster Not, wie er sagt, einen magischen, fliegenden Teppich verkaufen. Und so nehmen die seltsamen Begebenheiten ihren Anfang, die Abdullah dem Palast im Himmel immer näher bringen sollen.
»Unglücklicherweise – und auch darin waren sich alle einig – hatte Abdullah den Charakter von seiner Mutter geerbt, der zweiten Frau seines Vaters. Sie war eine träumerische und ängstliche Frau gewesen und für alle eine große Enttäuschung.«
Beim Lesen stellt sich lange die Frage, warum dieser Band als Teil 2 der ›Howl-Saga‹ bezeichnet wird. Bekannte Namen und Gesichter lassen lange auf sich warten –, zumindest auf den ersten Blick. Denn wer ›Das wandelnde Schloss‹ gelesen hat, weiß Jones’ Fähigkeiten, das Gesuchte oder Vermisste direkt vor der eigenen Nase zu verstecken, zu schätzen.
»Der Teppich gehorchte, indem er sich wie eine Schlange über die hohen Mauern wand. Danach glitt er über die Hausdächer wie eine Flunder über den Meeresboden. Abdullah, der Soldat und auch die Katzen blickten staunend nach unten.«
›Der Palast im Himmel‹ lebt von Fantasie und Magie. Liebenswerte, leicht schräge und in jedem Fall besondere Charaktere stellen sich einem Abenteuer, das aus Träumen gebaut sein könnte. Ein fliegender Teppich mit einer Schwäche für Schmeicheleien, ein Soldat mit einer Vorliebe für Katzen und ein Dschinn, der bereit ist, alles zu tun, um sein Leben zurückzuerlangen.
Fazit zu ›Der Palast im Himmel‹
Der zweite Band, ›Der Palast im Himmel‹, kommt zwar nicht ganz an den ersten Teil heran, ist jedoch eines der Bücher, das man auf jeden Fall zweimal lesen sollte. Das erste Mal, um das Abenteuer Abdullahs zu erleben, das zweite Mal, um das Wiedersehen mit den Charakteren aus ›Das wandelnde Schloss‹ in vollen Zügen genießen zu können.
Buchinfo
Diana Wynne Jones: Der Palast im Himmel Die Howl-Saga, Band 2 Übersetzt von Dorothee Haentjes-Holländer Droemer Knaur, München 2020 272 S., EUR (D) 12,99 inkl. MwSt. Roman, Paperback ISBN 978−3−426−52539−5
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Die Götter haben mit den Figuren von ›Muse of Nightmares 2‹ gespielt. Mit den Frauen von Weep, die sie holten. Mit ihren Männern, die sie meistens zurückließen. Eril-Fane hatten die Götter nicht in der Stadt zurückgelassen, um wie alle anderen darauf zu warten und zu hoffen, dass die Entführten wieder zurückgebracht werden würden.
Skathis, der Gott der Bestien, nahm ihn mit und schenkte ihn der Göttin der Verzweiflung als Spielzeug. Eril-Fanes junge Frau war es, die in Weep zurückblieb und warten musste. Die Jahre vergingen, doch ihr Mann kehrte nicht zurück. Bis Skathis auch vor ihrer Tür auftauchte, um sie zur Zitadelle mitzunehmen. Und die junge Frau war bereit –, glaubte sie zumindest.
Inzwischen sind in ›Muse of Nightmares 2‹ die grausamen Götter längst fort. Doch ihre Spuren haben sie nicht nur an den Gebäuden und Orten, sondern auch an und in den Menschen hinterlassen. In der schwebenden Zitadelle versuchen die letzten der Götterbrut – Kinder gezeugt von Göttern und Menschen – am Leben zu bleiben. Und mit dem Grauen des Tages zu leben, als ein Mensch im Säuglingstrakt all die anderen Kinder der Götter abschlachtete, um die Menschen von den Göttern zu befreien. Doch auch im Schatten der Zitadelle leben noch immer Menschen, die die Schrecken der Götter nicht vergessen können, die zu lange ihr Leben bestimmt haben.
»Die Frauen von Weep teilten ein seltsames Gefühl miteinander, gegen das sie ihr ganzes Leben lang zu kämpfen hatten, nämlich, dass sie nur halb existieren. Sie waren Reststücke, übrig gebliebene Krumen vom Festschmaus der Götter.«
Wie lebt man mit einer Vergangenheit, die so voller Grauen und Verzweiflung ist? Wie lebt man damit, die Schuld auf sich geladen zu haben, die Götter und ihre Babys zu töten? Wie lebt man mit der Erinnerung, als Kleinkind nur in der Lage gewesen zu sein, vier der Babys zu retten, weil man nicht mehr tragen konnte?
»Doch Sarai wusste, was nur sie allein wissen konnte, nämlich dass Eril-Fane jeden Tag die größte Mutprobe ablegte, die sie je gesehen hatte: Um anderen zu helfen, lebte er weiter, obwohl es viel einfacher gewesen wäre, einfach damit aufzuhören.«
›Strange the Dreamer‹, Band 1 und Band 2, sowie ›Muse of Nightmares 1‹ und Band 2, von Laini Taylor stellen diese Fragen. Die Fantasy-Romane zeigen das Leben jener, die übrig geblieben sind: Ihre Versuche, einen Weg hinaus aus Hass, Wut und Verzweiflung zu finden, die nicht immer gelingen können.
Doch obwohl das Grundthema der Bände düster und komplex ist, gelingt es Taylor, eine Romanwelt zu erschaffen, die von der Suche nach Hoffnung, Liebe und Vergebung erfüllt sind. Viele der Überlebenden in ›Muse of Nightmares 2‹ sind Kinder, die nichts für die Verbrechen ihrer Eltern können, sich nicht einmal an sie erinnern, doch deren bloße Existenz genügt, um an diese zu erinnern. Dabei ist Taylors Sprache einfach, klar und zugleich poetisch.
Fazit zu ›Muse of Nightmares 2‹
Ein bisschen schade ist es, dass mehrere Auflösungen von Rätseln und Geheimnissen in ›Muse of Nightmares 2‹ über geraffte Erzählermonologe geschehen und nicht wie bisher an das Erleben und Erinnern der Figuren gebunden sind. Auch die Liebesgeschichte zwischen Lazlo und Sarai hat mich nie ganz überzeugen können, doch im Vergleich zu der unglaublich tiefen und geheimnisvollen Geschichte, die Taylors Romanwelt zu bieten hat, verliert sie dadurch nur wenig.
Wer die Bände ›Strange the Dreamer‹ und ›Muse of Nightmares 1‹ noch nicht kennt, aber eine Schwäche für Geheimnisse, Traumata und Götter hat, dem sind sie wärmstens zu empfehlen.
Buchinfo
Laini Taylor: Muse of Nightmares Das Erwachen der Träumerin Band 2 (Strange the Dreamer Band 4) Roman Übersetzt von: Ulrike Raimer-Nolte One, Köln 2020 368 S., EUR (D) 15,- inkl. MwSt. Hardcover ISBN 978−3−8466−0101−3
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Ein Land aus Eis und Schnee. Jeder Schritt fernab der Wege kann in ›Die Silberne Königin‹ den Tod bedeuten, denn ein Sturz genügt, um zu erfrieren. Es wird von einem König regiert, den kaum jemand je zu Gesicht bekommt, doch dessen Herz ebenso kalt sein soll wie sein Land.
Wie die meisten Bewohner der Stadt hält sich Emma vom Schloss fern. Selbst wenn sie es wollte, hätte sie kaum die Zeit, so weit von ihrem gewohnten Weg abzukommen. Denn Emma arbeitet in den Silberminen, in denen sie sich zwar nie sicher gefühlt hat, aber auch nicht so sehr in Gefahr, wie an dem Tag, als einer der Stollen während ihrer Schicht einstürzt. Emma will nie wieder zurück in die Minen. Und Arbeit ist im Land ebenso selten wie Sonnenstunden. Doch Emma braucht Arbeit. Nicht nur für sich, sondern auch für ihren Vater, der seit dem Tod ihrer Mutter kaum mehr das Haus verlässt, nicht arbeitet und zu viel trinkt.
»Am nächsten Morgen war der Berg wieder zu Ruhe gekommen, aber in Emmas Träumen grollte er noch immer.«
Doch alles ändert sich, als es Emma wie durch ein Wunder gelingt, einen Job in der Chocolaterie zu finden. Denn dort findet Emma nicht nur Arbeit, sondern auch echte Freunde und lernt den Zauber von Geschichten kennen. Geschichten, die mehr Wahrheit in sich tragen, als sie je geahnt hätte.
Auch die Arbeit in der Chocolaterie ist es, die Emma das erste Mal über die Schwelle des Schlosses führt. Denn der König ist einer der Wenigen, der sich den Luxus von Schokolade noch erlauben kann. Nur das Schloss ist noch kälter als das es umgebende Land aus Eis und Schnee. Und als die zentrale Handelsstraße durch den Schnee unpassierbar wird, wissen die Bewohner der Stadt, dass nun ein Wettlauf gegen das Verhungern begonnen hat.
»Casper neigte den Kopf. Das amüsierte Lächeln auf seinen Lippen hätte charmant wirken können, wenn dieses Blitzen in seinen Augen nicht wäre. Es war der Ausdruck eines Raubtiers, das mit seiner Beute spielte.«
Fast 150 Seiten dauerte es, bis ich mit diesem Buch wirklich warm geworden bin. Erst als der König in Erscheinung tritt, hat sich die Geschichte so verdichtet, dass sie ihre Sogwirkung entfaltet hat. Mit dem König Casper ist Seck ein wunderbar faszinierender Charakter gelungen. Ein Herz aus Eis, den Menschen fern, und nur durch das Erzählen eines Märchens dazu zu bewegen, seine dunklen Vorhaben aufzuschieben. Ein wenig wie ›Tausendundeine Nacht‹, nur viel kälter. Und doch eine Liebeserklärung an die Kraft und den Zauber von Märchen und Geschichten.
Fazit zu ›Die Silberne Königin‹
Während sich die Ereignisse für mich anfangs zu langsam entfalteten, ging mir bei der Problemlösung dann alles etwas zu schnell, um es spoilerfrei zu formulieren. In ›Die Silberne Königin‹ stecken viele, wunderschöne Elemente, miteinander verwoben durch eine märchenhafte, das Besondere findende Sprache. Nur bei der Ausarbeitung hätte ich mir mehr gewünscht. Dennoch, wer Märchen und Fantasy liebt, kann diesem Buch gerne eine Chance geben. Sobald man sich warm gelesen hat, lohnt es sich, die Geschichte um Casper zu erfahren.
Wer ›Die Silberne Königin‹ mag, dem könnte auch ›Der Dieb ohne Herz‹ gefallen.
Buchinfo
Katharina Seck: Die Silberne Königin Roman Bastei Lübbe, Köln 2016 366 S., EUR (D) 12,- inkl. MwSt. Paperback Altersempfehlung: ab 16 Jahren ISBN 978−3−404−20862−3
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Grisha führen in ›Glory or Grave‹ kein einfaches Leben in Kerch. In Arbeitsverträge gezwungen, für die ein Leben nicht reicht, um sie abzuarbeiten. Entführt und verkauft, ohne, dass jemand nach ihnen suchen würde. Viele sind nach dem Bürgerkrieg aus Ravka dorthin geflohen, doch die wenigsten nur konnten dort Sicherheit finden.
Doch nicht nur die Grisha sind in Kerch nicht sicher. Auch andere werden dorthin verschleppt und als Sklaven verkauft, viele an Freudenhäuser, wie die junge Akrobatin Inej. Andere lassen sich von den Versprechen des Glücksspiels einlullen, bis sie bei den Falschen Schulden machen und Heim und Hof verlieren. Die wenigsten finden einen Weg hinaus aus den unerbittlichen Teufelskreisen von Kerch, in denen ein Unglück das nächste jagt.
Nicht einmal als Sohn eines wohlhabenden Krämers hat man in Kerch ein sicheres Leben, wie Wylan am eigenen Leib erfahren muss. Doch die Feinde lauern nicht immer nur in den Schatten und Gossen. Häufig genug sitzen sie mit einem zum Abendessen am Tisch.
»Kaz Brekker brauchte keinen Grund für etwas. Diese Worte waren es, die man sich auf den Straßen von Ketterdam zuflüsterte, in den Tavernen und Kaffeehäusern, in den dunklen und verschwitzten Gassen des Vergnügungsbezirks, der als der Barrel bekannt war.«
Doch wen sonst, würde man fragen, um vermutlich das gewagteste Verbrechen seit Jahren zu begehen, wenn nicht die Tunichtgute von Kerch? In Kerch lebt das Verbrechen, es bildet seine Kinder aus und lässt nur die geschicktesten am leben.
Kaz Brekker kennt in ›Glory or Grave‹ die Abgründe von Kerch besser als die meisten. Und er hat noch einige offene Rechnungen zu begleichen, allen voran mit einem anderen Bandenboss aus dem Barrel. Und dafür kommt ihm das gebotene Geld genau recht. Die Gegenleistung? Das Unmögliche möglich machen. Und lange genug leben, um sich daran zu erfreuen.
»Was tue ich hier? Dieser Gedanke war Wylan mindestens sechs Mal am Tag durch den Kopf geschossen, seit er Kaz Brekker kennengelernt hatte. Aber in einer Nacht wie dieser, in einer Nacht, in der sie ›arbeiteten‹, sang er in seinem Kopf wie ein nervöser Tenor, der seine Tonleitern übte: Wastueichhierwastueichhierwastueichhier.«
Keiner der Sechs aus Kaz Brekkers Truppe, die in das Eistribunal der Fjerdan einbrechen sollen, hatte es in ›Glory or Grave‹ leicht. Wer sich in den dunklen Gassen von Kerch herumtreibt, hat zumeist keinen anderen Ort, an den er gehen kann. Oder eine Schuld abzubezahlen. Und doch schaffen es diese sechs in all ihrer Zerrüttung und mit all ihren Problemen zu einer Mannschaft zusammenzuwachsen, die sich sehen lassen kann.
Ihre Methoden sind alles andere als gewöhnlich, ihre Umgangsformen oftmals rau und abweisend. Und doch halten sie aneinander fest, geben sich nicht auf und glauben aneinander.
Fazit zur ›Glory or Grave‹-Reihe
Leigh Bardugos Krähen-Dilogie ›Glory or Grave‹ ist perfekt für alle, die kantige Charaktere mögen, die selten ein Blatt vor den Mund nehmen und immer wieder überraschen können. Eingebettet werden sie in eine spannende Geschichte, die immer wieder ein Ass im Ärmel zu haben scheint. Wer also düstere Figuren mit schwerer Vergangenheit will, die zusammen immer wieder Momente der Intensität und der Leichtigkeit erleben, der kann sich gerne in die Straßen von Ketterdam entführen lassen. Es lohnt sich.
Für Fans von …
›Strange the Dreamer‹, Band 1 und 2 von Laini Taylor
›Muse of Nightmares‹, Band 1 und 2 Laini Taylor
Die ›Thron aus Gold und Asche‹-Duologie von Leigh Bardugo
Bewertung
Bewertung: 4.5 von 5.
Buchinfo
Leigh Bardugo: Das Lied der Krähen Glory or Grave, Band 1 Übersetzt von Michelle Gyo Knaur HC, München 2017 EUR (D) 16,99 inkl. MwSt. Roman, Paperback, 592 S., ISBN 978−3−426−65443−9
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Leigh Bardugo: Das Gold der Krähen Glory or Grave, Band 2 Übersetzt von Michelle Gyo Knaur HC, München 2018 EUR (D) 16,99 inkl. MwSt. Roman, Paperback, 592 S., ISBN 978−3−426−44380−4
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Von sechs jungen Menschen, die das Unmögliche wagen.
Die Figuren in ›Das Lied der Krähen‹ sind Abschaum. Der Dreck auf den Straßen, liegengeblieben und festgetreten durch die Verbrechen jener, die vor ihnen kamen.
Das Barrel hat sie Leben gelehrt, in seinen Freudenhäusern, Straßenkämpfen und Kasinos, in denen Menschenleben oft nur eine Ware sind. Sie wissen, dass die verlieren, die Schwäche zeigen. Also versuchen sie, sie zu verbergen: die Herkunft des einen, die Glücksspielsucht oder die Liebe des anderen.
Man sollte annehmen, dass es Dinge gibt, die sogar zu verrückt und abwegig für jene sind, die in Ketterdams dunklen Gassen groß geworden sind: Ein Einbruch ins Eistribunal der Fjerdan, das unzählige Grisha zum Tode verurteilt hat, um einen Gefangenen zu befreien, der besser bewacht wird, als jeder sonst im Tribunal.
Eine unmögliche, im besten Fall lebensmüde Aufgabe. Die wenigsten wäre so verrückt, sich auf solch einen Auftrag einzulassen, selbst wenn eine saftige Belohnung winkt. Doch die wenigsten sind wie Kaz Brekker – gerissen, gefürchtet und talentiert – und seine Dregs. Mit nur fünf Verbündeten wagt er sich ins Eistribunal, um eine Person zu befreien, deren Schicksal das Leben der Grisha für immer verändern könnte. Und genauso ungewöhnlich wie seine Methoden ist die Wahl seines Teams in ›Das Lied der Krähen‹.
»Matthias Helvar war ein Drüskelle, einer der Hexenjäger aus Fjerda, deren Auftrag es war, Grischa zu jagen, um sie dem Gericht und ihrer Exekution zu überantworten. Doch für sie hatte er schon immer einem Kriegerheiligen geähnelt, von goldenem Licht umkränzt.«
Leigh Bardugos ›Glory or Grave‹-Dilogie bringt die Leser und Leserinnen zwar nicht zurück in das aus der Trilogie ›Legenden der Grisha‹ bekannte Rawka, doch zurück in das Grishaverse. Wenige Jahre nach den Ereignissen der Trilogie und zeitlich vor der ›Thron aus Asche und Gold‹-Dilogie (›King of Scars‹) sind ›Das Lied der Krähen‹ und ›Das Gold der Krähen‹ angesiedelt. Ich würde empfehlen, die Krähen-Dilogie am besten erst nach der Grisha-Trilogie zu lesen. Zwar lässt sie sich auch eigenständig lesen, doch hat man so den größten Lesegenuss.
In den Straßen Kerchs, in denen Kaz Brekker und seine Dregs, zu Hause sind, ist es für Grisha nicht sicher. Sie werden entführt, verkauft und in Arbeitsverträge gezwängt, die niemals abgearbeitet werden können – im besten Fall. Somit kann Kaz für seinen Einbruch ins Eistribunal nicht auf ein gut ausgebildetes Grisha-Team zurückgreifen: Kaz’ Verstand und Ideenreichtum werden mehrfach auf die Probe gestellt.
»Kaz zupfte an den Ärmeln seiner Uniform. ›Nina, die Menschen lieben es, die Autorität an gut gekleidete Männer abzugeben. Ich besitze Uniformen von der Stadtwacht, der Hafenpolizei und die Tracht eines jeden Krämerhauses an der Geldstraat.‹«
›Das Lied der Krähen‹ ist auf eine andere Art spannend und fesselnd, als es die Grisha-Trilogie war.
Ungewöhnliche Magie ist zwar nicht ganz aus der Welt, doch nehmen Taktik und Ideenreichtum eine weitaus größere Bedeutung ein.
Fazit zu ›Das Lied der Krähen‹
Die Soldaten der Ersten und Zweiten Armee machen Platz für die Ganoven des Barrels. Obwohl ich anfangs die Wärme vermisst habe, die ich mit der Grisha-Trilogie verbinde, können Kaz Brekker und seine Truppe überzeugen: in ihrer Unterschiedlichkeit und, weil sie sich nicht unterkriegen lassen, obwohl manchmal alles gegen sie verschworen scheint. Düster, spannend und Lust auf Mehr machen. Der zweite Band, ›Das Gold der Krähen‹, wird nicht lange auf mich warten müssen.
Buchinfo
Leigh Bardugo: Das Lied der Krähen Glory or Grave Band 1 Übersetzt von: Michelle Gyo Knaur HC, München 2017 592 S., EUR (D) 16,99 inkl. MwSt. Roman, Paperback ISBN 978−3−426−65443−9
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Das hier dargestellte Cover und die angegebene Ausgabe sowie die Angaben zum Buch können von den derzeit erhältlichen Ausgaben abweichen.