Ende des 19. Jahrhunderts wird wohl jede Frau in Paris den Namen einer bestimmten Einrichtung gekannt haben. Das ›Hôpital de la Salpêtrière‹ von ›Die Tanzenden‹ war eine Nervenheilanstalt, in die man über Jahre nicht nur jene Frauen brachte, die eine Behandlung benötigten.
Zumeist von ihren Vätern, Ehemüttern oder Brüdern dort hingebrachte, ging die Einweisung nicht selten mit einem Ausschluss aus der Familie einher. Häufig genug, ohne das die Frauen das selbst wollten.
Die unterschiedlichsten Frauen leben in ›Die Tanzenden‹ im ›Hôpital de la Salpêtrière‹, ehemalige Prostituierte, Hysterikerinnen, Melancholikerinnen oder Frauen, die nicht bereit sind, die ihnen zugedachte Rolle im Leben einzunehmen. Frauen, die von sich selbst sagen, Geister sehen zu können, und solche, die ihnen zu nah sind.
In einer Zeit, in der Männer Familienoberhäupter oder Ärzte sind, während Frauen als Krankenschwester arbeiten, sich unterordnen und über sich bestimmen lassen müssen.
»Warum Götter verehren, wenn es Männer wie Charcot gibt? Nein, das stimmt nicht ganz: Kein Mann kann es mit Charcot aufnehmen. Sie ist stolz, ja, stolz auf das Vorrecht, seit fast zwanzig Jahren ihren Beitrag zur Arbeit und zu den Fortschritten des berühmtesten Nervenarztes von Paris leisten zu dürfen.«
Und während in ›Die Tanzenden‹ für viele Frauen, der Gedanke erschreckend ist, im ›Hôpital de la Salpêtrière‹ zu laden, gibt es andere, für die der Gedanke nicht ertragbar ist, dort jemals wieder hinaus zu müssen. Was ist das für eine Welt, der Frauen die Nervenheilanstalt vorziehen?
Victoria Mas gelingt es in ihrem Debütroman ›Die Tanzenden‹ einen spannenden Blick auf jene Frauen zu geben, so unterschiedlich und facettenreich sie sind, und eine Ahnung des Schreckens zu vermitteln, der der ›Salpêtrière‹ angehaftet hat.
Das ›Hôpital de la Salpêtrière‹ verkörpert die Wünsche vieler Frauen zugleich: den Wunsch nach Sicherheit, den Wunsch gesehen zu werden und den Wunsch, möglichst schnell wieder wegzukommen.
»Wer zum Aberglauben neigt, könnte meinen, das Mädchen sei von Dämonen besessen, und einige im Publikum bekreuzen sich tatsächlich verstohlen …«
Das Highlight des Jahres ist für die meisten Patientinnen – und nicht nur für diese – der Ball an Mittfasten. Die Einladungen für Außenstehende sind begehrt und das, was es zu sehen gibt, ist sonst hinter den Mauern der Einrichtung verborgen: die Patientinnen, auf der einen Seite überraschend normal, auf der anderen Seite aufregend anders.
Fazit zu ›Die Tanzenden‹
Mas macht die Frauen der ›Salpêtrière‹ sichtbar, ohne sie auf Schauobjekte zu reduzieren, spannend, bewegend und erschreckend zugleich.
Buchinfo
Victoria Mas: Die Tanzenden Übersetzt von: Julia Schoch Piper, München 2020 240 S., EUR (D) 20,- inkl. MwSt. Roman Hardcover mit Schutzumschlag ISBN 978−3−492−07014−0
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Namen wie ›Scheusal‹, ›Galgenstrick‹ oder ›Stur‹ sind es, die die Angehörigen der Krähen-Kaste in ›Knochendiebin‹ tragen. Der einzigen, der zwölf Kasten von Sabor, der kein Geburtsrecht zusteht. Sie sind Geächtete und Vogelfreie, denen man jedes erdenkliche Leid zufügen kann, ohne sich dafür verantworten zu müssen.
Doch zugleich sind sie in diesem Land, in dem seit Generationen eine Seuche wütet, die einzigen, die sich um die Bestattung der von dieser Befallenen kümmern können. Fast jede Krähe in Sabor hat durch die anderen Kasten Angehörige oder Freunde verloren, nur wenige Krähen werden alt.
Doch während die Ausgrenzung der Krähen in ›Knochendiebin‹ ebenso fest zu Sabors Gesellschaft gehören wie die Sündenseuche selbst, für die viele die Krähen verantwortlich machen, halten die Krähen fest zusammen. ›Beschütze die Deinen!‹ ist die Regel, nach der sie leben.
»Stur hatte während ihrer sechzehn Lebensjahre viele Lektionen gelernt, meist auf die harte Art: immer die Menge im Blick behalten; immer einen Fluchtweg parat haben; keine Stadt allein betreten. Und in den Nächten, in denen sie Sünder verbrannten, in den Sandalen schlafen.«
Die junge Hexe und zukünftige Flügelherrin Stur ist alles andere, als auf den Mund gefallen. Weder wenn es darum geht, um Zähne zu feilschen, noch in Bezug auf die Männer ihrer Rotte. Doch plötzlich mit einem Phönix-Prinzen und seinem Habicht-Leibwächter durch das Land zu reisen, um den Prinzen zu schützen, ist selbst für die aufgeweckte Stur Neuland.
Denn während sie sich in ›Knochendiebin‹ mit der Frage auseinandersetzen muss, ob sie Mitgliedern der Phönix- oder der Habicht-Kaste trauen kann, die sie und die ihren stets wie Dreck behandelt haben, müssen Prinz und Leibwächter ebenfalls neue Erfahrungen machen. In das Gewand der Krähen gehüllt, spüren sie zum ersten Mal die Ausgrenzung und den Hass der anderen. Müssen mit der Angst leben, die dies erzeugt, und der Ungerechtigkeit.
»Sie konnte nicht sprechen, nickte aber. Habichte baten nicht. Stur wusste nicht, wie sie mit einem umgehen sollte, der es trotzdem tat.«
Während es für den Prinzen Jasimir und seinen Leibwächter Tavin ums Überleben geht, steht für Stur die Zukunft ihrer Kaste auf dem Spiel. Wenn es ihnen gelingt, den Prinzen lebend zu seinen Verbündeten zu bringen, müssen die Habichte zukünftig die Krähen schützen.
Doch diese Abmachung ist alles andere als einfach zu erfüllen. Schienen die Krähen doch bislang vom Glück und den tausend toten Göttern verlassen zu sein.
»Eine Krähe hätte gewusst, wie man sich verhielt. Man ließ die Leute höhnen. Man ließ die Leute fluchen und pöbeln und ging weiter, denn wenn man sich wehrte, mussten auch andere dafür büßen.«
Margaret Owen gelingt es, in ihrem Debüt ›Knochendiebin‹ eine Welt zu erschaffen, die von der ersten bis zur letzten Seite zwingt, den Atem anzuhalten. Das Leben, das die Krähen führen müssen, ist düster und voller Not. Und doch gelingt es den Krähen durch ihren Zusammenhalt untereinander innerhalb dieser Düsternis ein Leben zu führen, das mitreißt. Owens Schreibstil ist eindringlich und lässt nicht nur beim Mammon-Tanz die Nackenhaare zu Berge stehen.
Foto: privat.
Die Sündenseuche ist ein für die Krähen allgegenwärtiges Grauen in Sabor und es bleibt spannend, im zweiten Band der Reihe ›Die zwölf Kasten von Sabor‹ hoffentlich zu erfahren, wie diese einst ihren Anfang nahm.
Fazit zu ›Knochendiebin‹
›Knochendiebin‹ gehört zu jenen Büchern, die nicht nur für Jugendliche geschrieben sind, sondern auch Erwachsene fesseln können. Eine starke, berührende Protagonistin, witzige und kluge Dialoge und eine düstere Welt voller Geheimnisse machen Owens Debüt ›Knochendiebin‹ mehr als lesenswert.
Buchinfo
Margaret Owen: Knochendiebin Roman Die zwölf Kasten von Sabor, Band 1 Übersetzt von: Henning Ahrens Carlsen, Hamburg 2019 416 S., EUR (D) 19,99 inkl. MwSt. Hardcover mit Schutzumschlag ab 14 Jahren ISBN 978−3−551−58405−2
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Wenn die bekannte Welt nur aus dem besteht, was sich innerhalb dreier, riesenhafter Mauern befindet, ist jedes Stück davon kostbar. Nur wenige trauen sich in ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 6‹, die Mauern zu verlassen. Und von diesen kommen oft nur wenige zurück.
Als die Menschen des Bezirks Shiganshina miterleben müssen, wie ein Wesen, größer als alles, was sie bisher gesehen haben, ein Loch in die äußerste Mauer tritt, endet diese bekannte Welt. Durch das Loch strömen Titanen hinein. Riesige, menschenähnliche Kreaturen, die scheinbar nur ein Ziel kennen: zu fressen.
»Da wurde mir zum ersten Mal klar, dass ich nicht frei war. Ich erkannte, dass ich die ganze Zeit in einem Vogelkäfig gelebt hatte.«
Der junge Eren muss mitansehen, wie seine Mutter vor seinen Augen gefressen wird, während er nichts tun kann, um ihr zu helfen. Nur der Wunsch, jeden einzelnen Titanen zu vernichten, treibt ihn an, weiterzuleben. Der Bezirk innerhalb der äußersten Mauer ist verloren. Um Shiganshina zurückzugewinnen, treten Eren und seine beiden Kindheitsfreunde dem Aufklärungstrupp bei: die Gruppe all jener, die es noch wagen, die Mauern zu verlassen und gegen die Titanen zu kämpfen.
Mit der Deluxe-Edition legt ›Carlsen‹ nun eine Version des Mangas vor, die dem bibliophilen Leser gefallen wird: Das Hardcover mit geradem Rücken und Fadenheftung macht auch nach mehrfachem Lesen noch einen tollen Eindruck. Damit der Leser jedoch zugleich nicht auf die Mangacover der im Hardcover zusammengefassten Bände verzichten muss, sind auch diese farbig illustriert in den Band mit aufgenommen. Somit kann nicht nur der Innenteil des Manga- und Anime-Hits überzeugen: Die Deluxe-Edition von ›Attack on Titan‹ vereint meiner Meinung nach das Beste aus den Einzelbänden mit den Vorzügen eines hochwertigen Sammelbandes.
›Attack on Titan‹ besticht durch unvorhergesehene Wendungen, die zugleich fest mit der Geschichte verwoben sind. Durchdachte Kampfmethoden kombiniert mit überzeugenden menschlichen Schicksalen, die unter die Haut gehen. ›Attack on Titan‹ hält viele ›Oha‹- und ›Wow‹-Momente bereit, die nicht nur für den klassischen Anime- und Manga-Fan spannend sind. Die ausgeklügelte Geschichte um Eren und seine Freunde wird von Band zu Band spannender und in dem vorliegenden ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 6‹ darf mit einigen lang ersehnten Ereignissen und zugleich neuen Rätseln gerechnet werden.
Wer bislang nur den Anime kennt, dem kann ich den Manga nur ans Herz legen. Zwar ist die Handlung stark aufeinander bezogen, doch die ein oder andere Hintergrundinformation, oder Dinge, die auffallen können, da der Manga stärker eine eigene Lesegeschwindigkeit ermöglicht als der Anime eine Schaugeschwindigkeit, sind es wert.
»Wegen der neuesten Geschehnisse ist das völlig in den Hintergrund gerückt, aber wer ist dieser Feind eigentlich, gegen den wir da kämpfen?«
Fazit zu ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 6‹
Wer die Bände 1–15 schon kennt, bereits im Anime weit genug ist, oder keine Angst vor Spoilern hat, kann gerne am Ende der Rezension auch eine nicht spoilerfreie inhaltliche Auseinandersetzung mit ›Attack on Titan Deluxe Edition Band 6‹ finden. Aber: Wer ›Attack on Titan‹ noch nicht kennt, dem sei auf jeden Fall empfohlen, mit dem ersten Band zu beginnen. Entweder in Form des Mangas – durch den 1. Band der Deluxe-Edition oder den Einzelbänden – oder in Form des Animes.
Buchinfo
Hajime Isayama: Attack on Titan Deluxe 6 beinhaltet die Bände 16–18 Carlsen, Hamburg 2020 564 S., EUR (D) 25,00 inkl. MwSt. Hardcover, Manga Ab 16 Jahren ISBN 978−3−551−74108−0
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250 Seiten hat es gedauert, bis ich mit ›Der Ruf des Kuckucks‹ warm geworden bin. Zugegeben, wenn das Buch von einer anderen Autorin oder einem anderen Autor geschrieben worden wäre, hätte ich ihm vermutlich nicht so viel Zeit gegeben. Ich habe es immer wieder zurück auf meinen Lesestapel gelegt, um es dann irgendwann wieder hervorzuholen.
Aber ich denke, dass mein Problem mit dem Anfang des Buches vor allem durch eines kam: Ich hatte es nicht ausgesucht, weil ich den Klappentext vielversprechend fand, sondern nur, weil ich die Autorin so sehr mag. Normalerweise hätte mich das Setting des Romans nicht sehr interessiert, da es mir nicht atmosphärisch genug erschienen wäre.
Somit sagen meine Probleme mit dem Anfang des Romanes wohl nicht unbedingt etwas über die Qualität desselben aus, sondern vor allem darüber, dass ich ihn mir nicht aus den richtigen Gründen gekauft hatte. Aber dennoch: Nachdem ich mit dem Setting warmgeworden war und endlich einen Durchblick über all die unterschiedlichen Figuren bekommen hatte, war das Buch sehr schnell verschlungen. Für die ersten 250 Seiten brauchte ich fast zwei Jahre, für die restlichen knapp 400 Seiten keine 24 Stunden.
»… durch seine Größe und beträchtliche Körperbehaarung, gepaart mit einem deutlichen Bauchansatz, erinnerte seine Erscheinung an einen Grizzly. Er hatte ein angeschwollenes blaues Auge; unter der Augenbraue befand sich ein Schnitt.«
Das angesagte Topmodel Lula Landry stirbt bei einem Sturz von ihrem Balkon. Was zuerst nach Selbstmord aussieht, wird bald von einigen ihrer Angehörigen infrage gestellt. Die Gerüchte häufen sich. Hatte Lula vor ihrem Tod Streit mit ihrem ebenfalls berühmten Freund? Haben ihre leiblichen Eltern etwas mit ihrem Tod zu tun, oder war gar ihre Adoptivfamilie darin verwickelt? Mit ihrem Tod hinterlässt das Model mehrere Millionen und eine Menge ungeklärter Fragen.
Auch das Leben, wie es sich der Detektiv Cormoran Strike vorgestellt hatte, ist vorbei: Die Trennung von seiner Verlobten, die Amputation seines Beines nach seiner Zeit beim Militär, die finanziellen Schwierigkeiten, die ihn auf einer Campingliege in seinem Büro schlafen lassen.
Als ihn John Bristow, der Adoptivbruder des verstorbenen Models Lula Landry, aufsucht, strahlt Cormoran Strikes hellster Stern nicht. Doch der Vorschuss für die Übernahme der Ermittlungen ist groß und ein Kindheitsfreund, ebenfalls ein Adoptivbruder von John Bristow, verbindet die Männer miteinander. Zu seinem neuen Fall bekommt Cormoran auch eine neue Sekretärin ins Haus, die sich schon bald als überaus fleißig und begabt entpuppt.
»Obwohl Robin Ellacotts fünfundzwanzigjähriges Leben nicht frei von aufregenden und dramatischen Ereignissen gewesen war, so hatte sie doch nie zuvor das Bett in der festen Gewissheit verlassen, dass sie den anbrechenden Tag für den Rest ihres Lebens im Gedächtnis behalten würde.«
Und so begibt sich Cormoran Strike in ›Der Ruf des Kuckucks‹ für seine Ermittlungen in die Welt des Blitzlichtgewitters und die vielen, miteinander verwobenen Schichten des Romans falten sich vor dem Leser oder der Leserin auf.
›Der Ruf des Kuckucks‹ war das erste Buch, das ich von J. K. Rowling gelesen habe – die hier unter dem Pseudonym Robert Galbraith schreibt –, das nicht zum ›Harry Potter‹-Universum zählt. Und ich habe lange gebraucht, um zu verdauen, dass in ›Der Ruf des Kuckucks‹ niemand mit Zauberstäben aufeinander losgeht. Natürlich weiß ich, dass Schriftsteller unterschiedliche Welten erschaffen können: Doch J. K. Rowling war durch meine Kindheit hindurch so stark mit ›Harry Potter‹ verknüpft, dass ich es für diesen Roman wieder neu lernen musste.
»Strike hatte einmal versucht, die Schulen zu zählen, die er in seiner Jugend besucht hatte, und war auf siebzehn gekommen, wobei er jedoch den Verdacht hegte, ein paar vergessen zu haben. Nicht mit eingerechnet hatte er die kurze Zeit, in der er angeblich Privatunterricht erhalten hatte: als er mit seiner Mutter und seiner Halbschwester in einem besetzten Haus in der Atlantic Road in Brixton wohnte.«
Eines der großen Talente von Robert Galbraith und J. K. Rowling (›Phantastische Tierwesen‹ & ›Grindelwalds Verbrechen‹) ist ihr Gespür für Menschen, die Wirren ihrer Beziehungen und die Glaubwürdigkeit ihrer Emotionen. ›Der Ruf des Kuckucks‹ entwickelt sich nach und nach zu einem Kriminalroman, in dem die Taten und Wünsche der verschiedenen Figuren so fein miteinander verwoben sind, dass der Roman ein stimmiges Gesamtbild ergibt.
Fazit zu ›Der Ruf des Kuckucks‹
Nun, vielleicht habe ich ›Der Ruf des Kuckucks‹ aus den falschen Gründen angefangen zu lesen, aber sicherlich habe ich ihn aus den richtigen Gründen zu Ende gelesen: Die Verstrickungen und die organische Entwicklung der unterschiedlichen Figuren in ihren Beziehungen zueinander hat mir keine andere Wahl gelassen. So hat sich für mich auch das Ende überaus stimmig angefühlt und mir große Lust gemacht, diese Reihe trotz meiner Startschwierigkeiten weiterzulesen.
Buchinfo
Robert Galbraith: Der Ruf des Kuckucks Ein Fall für Cormoran Strike Die Cormoran-Strike-Reihe, Band 1 Aus dem Englischen von Wulf Bergner, Christoph Göhler, Kristof Kurz Roman, Krimi Blanvalet, München 2014 656 S., EUR (D) 10,99 inkl. MwSt. Taschenbuch, Klappenbroschur ISBN 978−3−442−38321−4
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Wo Oscar Wilde, J. R. R. Tolkin und Bill Clinton zur Uni gingen.
Oxbridge – ein Schachtelwort, bestehend aus den Namen der beiden ältesten und wohl auch bekanntesten Universitäten im Vereinigten Königreich: Oxford und Cambridge, die zu den Eliteschmieden des Landes gehören und von denen ›Dear Oxbridge‹ erzählt.
Namhafte Persönlichkeiten wie Oscar Wilde, J. R. R. Tolkin, Stephen Hawking, John Locke, Tony Blair, Bill Clinton oder Thomas Morus haben dort bereits ihre universitäre Ausbildung genossen. Auch aus Film und Fernsehen bekannte Persönlichkeiten wie Rowan Atkinson, Kate Beckinsale und Emma Watson waren dort. Selbst bekannte fiktive Personen wie Indiana Jones sind in Oxbridge gewesen oder haben dort ihren Arbeitsplatz.
»In Großbritannien gilt: Manchmal regieren die Konservativen und manchmal regiert Labour, aber fast immer regiert Oxbridge.«
Da überrascht es nicht, dass Oxbridge eine über die Jahrhunderte fortbestehende Faszination auf viele Menschen ausgeübt hat und noch immer ausübt: darunter auch Nele Pollatschek.
Ihr Weg nach Oxbridge, den sie in ›Dear Oxbridge‹ schildert, war zwar keineswegs gradlinig, frustrations- oder enttäuschungsfrei, aber sie hat es geschafft, dort zu studieren. Und das, obwohl sie nicht bereits auf eine der Eliteschulen Englands gegangen war, oder eine lange Familientradition vorweisen kann, die allesamt in den alten Hallen gelernt hatten. Mit viel Fleiß, Zähnezusammenbeißen und Tränen.
Dass sie so in dem Moment in England sein würde, als der Brexit offiziell verkündet wird, hatte sie zu Beginn ihres Studiums nicht vorausgesehen. Umso wichtiger ist ihre Erfahrung dieses Augenblicks, denn in Deutschland absolvierte sie ihren Bachelor, in England ihren Master.
»Wir schwiegen. Eine Mitbewohnerin stand auf und nahm mich in den Arm. Keiner musste es sagen, aber es lag so ein Gefühl im Raum: Wir fühlten uns mit Großbritannien zutiefst verbunden und gleichzeitig vollkommen fremd.«
In ›Dear Oxbridge‹ beschreibt Pollatschek ihren vergleichsweise unkonventionellen, doch erfolgreichen Weg nach Oxbridge. Erfrischend ehrlich, ohne die Höhen und Tiefen ihrer Erfahrungen auszusparen, blickt sie auf die Besonderheiten von Deutschland und England. Oft vergleichend, ohne damit die immer gleichen Klischees aufzuwärmen, sondern eher, um die vielen, wunderbar unterschiedlichen und ähnlichen Facetten ihrer beiden Studienländer zum Vorschein zu bringen.
So beschreibt Pollatschek in ›Dear Oxbridge‹ nicht nur die Kuriositäten ihres Alltags, der zu einer innigen Liebe für isolierte Thermofenster und einwandfrei funktionierende Rohrleitungen führte. Auch die Momente, in denen Pollatschek einen Blick auf die Geschehnisse erhaschen konnte, während sie Geschichte schrieben, teilt sie mit den Lesern.
»In Oxford habe ich einen Master in Englischer Literatur des 19. Jahrhunderts gemacht und über das Problem des Bösen im viktorianischen Realismus promoviert. Ich habe also sehr viel über englische Literatur gelernt. Aber noch mehr über englische Toiletten.«
Und dabei gelingt es Pollatschek in ›Dear Oxbridge‹, kein verklärendes Traktat für das eine und gegen das andere Land zu schreiben, sondern vielmehr die Menschlichkeit hinter und in den großen und kleinen Momenten sichtbar zu machen.
Fazit zu ›Dear Oxbridge‹
Mit ihren Beobachtungen, die voller Sinn fürs Detail, Humor und das Miteinander sind, kann Pollatschek in ihrem ›Liebesbrief an England‹ nicht nur eingefleischte Großbritannien-Fans unterhalten und begeistern: Für alle, die mehr von Großbritannien erfahren wollen, als durch die Brexit-Nachrichten derzeit zu hören ist.
Buchinfo
Nele Pollatschek: Dear Oxbridge Liebesbrief an England Galiani-Berlin, Köln 2020 240 S., EUR (D) 16,- inkl. MwSt. Paperback ISBN 978−3−86971−203−1
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Einen Drachen töten, eine seltene Blume am Fuße eines dunstverhangenen Berges finden oder ein Königreich erobern? Die großen Momente der Liebe finden sich in der Literatur aller Zeiten und Länder. Heiraten, und dann den lieben langen Tag damit zubringen, ihn sich gegenseitig zur Hölle zu machen? Auch dafür kennt die Weltliteratur vielerlei Beispiele.
Blind verstehen, dass eine Pizza gerade das Beste auf der Welt wäre, kuscheln manchmal die ganze Welt ein wenig besser macht und man auch ungeschminkt und gammelig absolut liebenswert ist, zeichnet hingegen das Bild aus, das Chetwynds liebevolle Comics von der Liebe entwerfen. Und das auf über 150 Seiten voller Comiczeichnungen der bereits aus dem Internet bekannten Zeichnerin Catana Chetwynd, deren Stil auf dem Cover zusehen ist. Wer gerne eine klarere Vorstellung der Zeichnungen bekommen möchte, wird auf der Website von Catana Comics oder der Verlagshomepage von dtv sicherlich fündig.
Chetwynds Comics in ›Die kleinen Momente der Liebe‹ sind schlicht, zeigen oftmals nicht mehr als die beiden Figuren Catana und John in ihrem Alltag und sind damit auf das Wesentliche reduziert: Die kleinen Momente der Liebe sichtbar zu machen.
Diese schöne Ausgabe von bold und dtv lädt dazu ein, allein oder mit dem Partner die Seiten zu durchstöbern und bekannte Erfahrungen in vielen der Comics zu finden: ob gemeinsame Abende daheim, zusammen Ausgehen oder Stunden allein.
Es ist schwer, anders zu können, als die beiden Comicfiguren Catana und John in ›Die kleinen Momente der Liebe‹ zu mögen und sich in ihnen wiederzufinden. Ähnlich ist es mit dem Bild von Liebe das Chetwynd hier – im wahrsten Sinne des Wortes – zeichnet. Liebe fernab der großen, heldenhaften Momente, für die der Alltag oft kaum Zeit lässt, und dafür spürbar in der eigenen Lebenswirklichkeit.
Die Liebe in den scheinbar kleinen, oft übersehenen Dingen ist es, die Chetwynd in ihren Zeichnungen einzufangen versteht: amüsant und hinreißend ehrlich.
Buchinfo
Catana Chetwynd: Die kleinen Momente der Liebe Aus dem Amerikanischen von Knut Krüger dtv, München 2020 160 S., EUR (D) 12,- inkl. MwSt. Hardcover ISBN 978−3−423−23013−1
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Ungesehen sitzt er vor dem Fenster eines Hauses und lauscht den Geschichten, die aus dem Innern zu ihm dringen. So lernt er, die Sprache der Menschen zu sprechen, zu lesen und zu schreiben.
Was bei einigen nun vielleicht Erinnerungen an den Spracherwerb von Frankensteins Monster erweckt, wird dieses Mal jedoch von einem Wesen angewandt, das um einiges kleiner ist als das Monster aus ›Frankenstein‹: Es ist ein Fuchs, der die menschliche Sprache lernt.
Fuchs 8 wird dieser besondere Fuchs genannt, denn alle Mitglieder seines Rudels tragen eine Zahl in ihrem Namen. Und dieser Fuchs ist nicht nur, wenn es um die Geschichten der Menschen geht, sehr neugierig. Seine Neugier begleitet ihn das ganze Buch über, zum Guten und zum Schlechten.
»Zuers möchte ich sagen, Enschuldigung für alle Wörter di ich falsch schreibe. Weil ich bin ein Fuks! Und schreibe oder buchstabire deshalb nich perfekk.«
Und dieser Fuchs hat einige Fragen an uns.
Fuchs 8 Art zu sprechen und zu schreiben scheint im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, doch in Windeseile verfliegt dieser Eindruck, denn das, was dieser Fuchs zu erzählen hat, ist um einiges wichtiger, als die Wörter, in die er es kleidet. Und für einen Autodidakten ohne Gesprächspartner macht er seine Sache doch sehr gut.
»Ir solltet mal di vilen nich netten Sachen hören di ein Ber in Berisch sagt wärend er ein jakt, wärend man gerade noch um ein Har in den Bau schlüpft und versucht, vor den anderen Fülsen nich gleich loszuhoilen.«
Es ist schwer, über ein Buch zu schreiben, das einen verzaubert hat. Zuallererst will Fuchs 8 eines klarstellen: Füchse sind nicht so, wie Märchen sie darstellen, nicht listig und schlau – auch bei Bären, Eulen und vor allem Hühnern weichen unsere Märchen von seinen Erfahrungen ab.
»Wir legen keine Hüner rein! Wir sind sehr offen und erlich mit Hünern! Mit Hünern haben wir ein super fären Dil, der get so: Si machen di Aja, wir nehmen di Aja, si machen noie Aja.«
Spoiler // Dieser Fuchs lebt ein fröhliches Leben in seinem Rudel, bis ihr Wald kahl geschlagen wird, um ein Einkaufszentrum zu errichten. Und selbst dann behält Fuchs 8 seine Neugier und Offenheit und beschließt, in diesem Einkaufszentrum nach Futter zu suchen, um seine Freunde zu retten.
Fazit zu ›Fuchs 8‹
In all seiner Einfachheit und Kürze rührt George Saunders ›Fuchs 8‹. Es ist kein lautes Buch, das mit wichtig klingelnden Begriffen und Fachwörtern auf sich aufmerksam machen will, sondern ein sehr leises Buch: Fuchs 8 kann die Dinge, die er sieht und erlebt, nicht erklären. Doch er hat nach vielen, vielen Abenden vor einem Fenster die Sprache der Menschen erlernt, um seine Erlebnisse mitzuteilen und diese fragen zu können: oft amüsant und liebevoll formuliert.
Buchinfo
George Saunders: Fuchs 8 Aus dem Amerikanischen von Frank Heibert Luchterhand, München 2019 56 S., EUR (D) 12,- inkl. MwSt. Hardcover mit Schutzumschlag ISBN 978−3−630−87620−7
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Die zwei mächtigsten Zauberer der Welt in ihren jüngeren Jahren.
Grindelwald gehört zu den Namen, die bei mir noch immer aus den ›Harry Potter‹-Büchern nachhallen. Obwohl oder vielleicht auch da er als Figur vor ›Grindelwalds Verbrechen‹ kaum in Erscheinung tritt, und somit vor allem als Name in Geschichten existiert, Dumbledores Berühmtheit gründet unter anderem in diesem Namen.
Obwohl er in Albus Dumbledores Jugend eine bedeutende Rolle spielt, weiß der Lesende aus den ›Harry Potter‹-Büchern selbst vergleichsweise wenig über Grindelwald. Doch eines kann man sich vorstellen: Wer oder wie Grindelwald auch immer da: Die Welt, in der er gelebt hat und die er hinterlassen hat, ist jene, in der Tom Riddle und viele seiner Anhänger aufwuchsen. Und einige der Überzeugungen Grindelwalds erinnern stark an den Dunklen Lord.
»G R I N D E L W A L D Der Moment ist gekommen, euch allen meine Vision der Zukunft zu zeigen, die uns erwartet, wenn wir nicht aufbegehren und unseren rechtmäßigen Platz in der Welt einnehmen.«
›Grindelwalds Verbrechen‹, der Nachfolgeband zu ›Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Originaldrehbuch‹, ist wesentlich düsterer als dieser. Zwar spielen Newt Scamanders Tierwesen noch immer eine Rolle, doch haben sie nicht mehr viel Gelegenheit, sich von ihrer amüsanten und hellen Seite zu zeigen. Andere Tierwesen zeigen sich: ein Maledictus, ein Obscurus.
Vielmehr scheint es hingegen, als würden Dunkelheit und Schrecken in ›Grindelwalds Verbrechen‹ erst Tor und Tür geöffnet werden.
Oft schwingt in ›Grindelwalds Verbrechen‹ der Gedanke mit, dass, was auch immer passiert und den Personen widerfährt, es zum Teil ihre Nachfahren sein werden, die in den ›Harry Potter‹-Bänden auf der Seite von Dumbledore oder Voldemort stehen werden und dass der Grundstein dafür nun hier gelegt wird.
Fazit zu ›Grindelwalds Verbrechen‹
›Grindelwalds Verbrechen‹ ist es gelungen, mich in seinen Bann zu ziehen. Die im ersten Band aufgebauten Geschichten verdichten sich, Geheimnisse fordern ihre Auflösung. Doch obwohl ich dieses Originaldrehbuch wirklich sehr gerne gelesen habe und die bei Carlsen erschienene Hardcover-Ausgabe unglaublich schön ist, finde ich es ein wenig traurig, dass es eben nur das ist: ein Drehbuch, und kein Roman. So viele interessante Beweggründe der Figuren können kaum so beleuchtet werden, wie es in einem Roman möglich wäre, und so fehlte es mir gegen Ende des Buches bei manchen Figuren, dass ich die Motivation für oder gegen manche Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte und sie mitunter abrupt und zu schnell schienen. Doch kann dies dem Drehbuch, solange es als solches betrachtet wird, keinen Abbruch tun. Definitiv lesenswert für alte oder neue Fans von ›Harry Potter‹.
»D U M B L E D O R E […] Sie fragen sich nur, ob etwas richtig ist oder und getan werden muss. Und dann tun Sie es, koste es, was es wolle.«
Buchinfo
J. K. Rowling: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen Das Originaldrehbuch Aus dem Englischen von Anja Hansen-Schmidt Carlsen Verlag, Hamburg 2018 304 S., EUR (D) 19,99 inkl. MwSt. Hardcover, gebunden mit Schutzumschlag Altersempfehlung: ab 14 Jahren ISBN 978−3−551−55709−4
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Von einem Mann, der auszog, um Theologie zu studieren, und zu einem Magier wurde.
Ein junger Mann ›Beerholms Vorstellung‹ will Theologie studieren und Priester sein, bis er es nicht mehr sein will. Ein junger Mann will sich der Zauberei widmen und Magier werden, bis er es nicht mehr will.
Arthur Beerholm hat diese beiden Leben gelebt. Und umso unterschiedlicher sie in ihrem Wesen auch klingen, desto stärker fallen die Dinge auf, die bei Beerholm über beide Berufe hinweg konstant geblieben sind.
Zum einen Beerholms Vorliebe für Schlaftabletten. Manchmal scheint es, als wäre seine Lebensgeschichte von nichts so stark begleitet, als von seinem Tablettenmissbrauch. Zum anderen gesundheitliche Probleme, die mehrmals mit seiner Wahrnehmung zu spielen scheinen.
»Weißt du eigentlich, daß man ununterbrochen auf sich selbst einredet? In einem Winkel unseres Kopfes sitzt ein Schwätzer und spricht, spricht, spricht vom Augenblick unseres Aufwachens bis in die letzten im Dunkel verschwimmenden Regungen vor dem Einschlafen.«
Kehlmanns Debütroman ›Beerholms Vorstellung‹ ist ein Kippbild: In manchen Momenten ist er voll wundersamer Ereignisse, der Zauberei scheint echte Magie innezuwohnen. In anderen Momenten tauscht er seinen Zauber gegen Alternativerklärungen, wie Träume, Fieberwahn, Tablettenmissbrauch. Existiert Magie in ›Beerholms Vorstellung‹ oder handelt es sich in vielen Momenten lediglich um außergewöhnliche Zufälle, die den Anschein von Bedingtheit und Vorbestimmung erwecken? Schafft Wahrscheinlichkeit Realität?
»Ich setzte ein ironisches Lächeln auf – was außer den unbeeindruckbar schweigenden Mönchen keiner sah – und beschloß, die Seite von ihrer komischen Seite zu betrachten. Dann, nach und nach, fand ich heraus, daß sie keine komische Seite hatte.«
Fazit zu ›Beerholms Vorstellung‹
Bereits in seinem Erstlingswerk sind einige der Themen angelegt, die auch für Kehlmanns späteres Werk maßgebend sein werden, wie ›F‹ oder ›Tyll‹. Die Wirklichkeit und ihre Wahrnehmung werden spielerisch auf die Probe gestellt. Doch scheint es ›Beerholms Vorstellung‹ im Vergleich zu seinen späteren Werken noch an Schliff zu fehlen, diese Themen sind noch nicht so präzise herausgearbeitet, wie es ihm in späteren Romanen gelingen wird, ohne, dass sein virtuoser Umgang mit Wirklichkeit darunter zu leiden hätte. Doch verfliegt dies nach 50 Seiten wieder und übrig bleibt ein Roman, der sich auch am Ende nicht in die Enge drängen lässt.
Denn die eigene Wahl, ob Magie in Beerholms Lebenswirklichkeit existiert oder nicht, bleibt für den Romanverlauf nicht folgenlos.
Buchinfo
Daniel Kehlmann: Beerholms Vorstellung Roman rowohlt/rororo, Hamburg 2007 256 S., EUR (D) 10,- inkl. MwSt. Taschenbuch ISBN 978−3−499−24549−7
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Wie viele, viele andere in meiner Generation (und nicht nur dieser) bin ich schon vor ›Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Das Originaldrehbuch‹ ein riesiger Fan von ›Harry Potter‹ und alles, was J. K. Rowling zum ›Harry Potter‹-Universum schreibt, landet früher oder später auf meinem Lesestapel.
Ihre Geschichten um den jungen Harry Potter und seine Freunde haben meine Welt ein großes Stück magischer und wärmer gemacht.
Es überrascht somit nicht, dass ich auch ›Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Das Originaldrehbuch‹ gelesen habe. Was mich hingegen überrascht hat, war, dass ich es erst dieses Jahr getan habe. Als der Film Ende 2016 in die deutschen Kinos kam, musste ich unbedingt rein. Normalerweise hätte ich zuerst das Buch gelesen, aber irgendwie hatte es sich in diesem Jahr anders ergeben.
»Mr Graves, Sir, das ist Mr Scamander. Er hat ein närrisches Geschöpf in seinem Koffer, das in einer Bank entflohen war und für Aufregung gesorgt hat.«
Ich weiß nicht, was ich von dem Film erwartet habe, aber es war von Anfang an klar, dass er nur schwer würde an meine Liebe zu den ›Harry Potter‹-Büchern anknüpfen können. An sich gesehen ist der Film schön: Die Tierwesen sind liebevoll ausgearbeitet auf die Leinwand gezaubert worden, einige der Schauspieler wie Eddie Redmayne gehörten bereits vor dem Film zu meinen Lieblingen.
Trotzdem konnte der Film mich nicht ganz überzeugen. Vermutlich, weil die ›Harry Potter‹-Bücher mit jedem weiteren Band an unglaublicher Intensität zugenommen hatten und mit ›Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Das Originaldrehbuch‹ erst wieder etwas Neues beginnen musste, das Zeit brauchen würde, eine ähnliche Intensität zu entwickeln. Als ich 2019 dann tatsächlich das Originaldrehbuch zum Film las, hat sich dieses Gefühl bestätigt. Der alteingesessene Fan in mir musste erst lernen, dass sie zwar ein Stück weit zusammengehörten, ›Phantastische Tierwesen‹ jedoch erst einmal seine eigene Geschichte erzählen musste.
Die Geschichte des Tierwesenliebhabers Newt Scamander, der Aurorin Tina und ihren Freunden und Verbündeten. Doch sind bereits in ›Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Das Originaldrehbuch‹ einige Hinweise versteckt, die die Verbundenheit zu den ›Harry Potter‹-Bänden, die chronologisch nach ›Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Das Originaldrehbuch‹ angesiedelt sind, erahnen lassen.
Fazit zu ›Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Das Originaldrehbuch‹
Zum Ende hin verdichtet sich die Geschichte um Newt und Tina und macht große Lust, den nächsten Band von ›Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen‹ – in die Hände zu bekommen. Die deutschsprachige Ausgabe, die bei Carlsen erschienen ist, macht das Buch auf jeden Fall auch zu einem optischen Hingucker, dem vermutlich kein Niffler widerstehen könnte.
»Es geschehen seltsame Dinge überall in der Stadt. Dahinter stecken Leute, die nicht so sind wie wir. Das ist Hexerei, siehst du das nicht?«
Buchinfo
J. K. Rowling: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind Das Originaldrehbuch Aus dem Englischen von Anja Hansen-Schmidt Carlsen Verlag, Hamburg 2017 304 S., EUR (D) 19,99 inkl. MwSt. Hardcover, gebunden mit Schutzumschlag Altersempfehlung: ab 14 Jahren ISBN 978−3−551−55694−3
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