Von einem Mädchen, das an sein Unglück glaubte.
Als Diana Wynne Jones (1934–2011) im Jahre 1986 den ersten Band der ›Howl-Saga‹ ›Das wandelnde Schloss‹ veröffentlichte, war sie im Literaturbetrieb längst keine Unbekannte mehr. Neben eigenständigen Werken der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenliteratur hatte sie bereits die ersten Bände ihrer ›Chrestomanci‹- und ihrer ›Dalemark‹-Serie veröffentlicht.
›Das wandelnde Schloss‹ erzählt die Geschichte der jungen Sophie Hatter, die in einem Hutladen arbeitet und besondere Hüte schneidert, bis sie eines Tages von einem bösen Fluch in eine alte Frau verwandelt wird.
Sophie, die überzeugt davon ist, das nur das Unglück auf sie warte, weil sie die älteste von drei Schwestern ist, kann sich niemandem in ihrem Heimatort anvertrauen.
Sie geht fort und entschließt sich, als ihr die Strapazen ihres neuen Alters bewusst werden, zum Schloss des Zauberers Howl zu gehen, von dem behauptet wird, dass er junge Mädchen entführe und auffresse.
Doch statt auf einen menschenfressenden Zauberer zu treffen, wird sie Teil der seltsamsten und liebenswürdigsten Wohngemeinschaft, die man sich vorstellen kann.
»Was mich hergeführt hat, junger Mann?«, fragte sie. Das lag doch auf der Hand, jetzt, wo sie das Schloss gesehen hatte. »Ich bin hergekommen, weil ich deine neue Putzfrau bin, ist doch klar.«

Mit einer wohl platzierten und dosierten Portion Humor räumt Sophie Hatter in vielerlei Hinsicht in dieser neuen Welt der Zauberei auf. Umgeben von dem sich stets beklagenden Ofenfeuer, dem verliebten Lehrling des Zauberers, verfolgt von einer flotten Vogelscheuche und stets bereit, eine neue Seite an Howl kennenzulernen, findet sie weit mehr als das Unglück, das sie in ihrem Leben erwartet hatte.
Klassische Elemente der Fantastik wie die Siebenmeilenstiefel, verzauberte Gegenstände und Tiere, werden gemischt mit originellen Figuren und einer zauberhaften Schreibweise und machen so ›Das wandelnde Schloss‹ zu einem großen Vergnügen – und dies nicht nur für jene, die bereits den gleichnamigen Film von ›Studio Ghibli‹ mochten.
»Dieser Mann und dieses riesige, wichtige Ding, sein Königtum eben, kamen ihr in ihrem verwirrten Zustand vor wie zwei unterschiedliche Wesen, die nur durch Zufall denselben Sessel besetzten. Und ihr ging auf, dass sie jedes Wort der von Howl sorgsam ausgetüftelten Rede vergessen hatte.«
Der erste Band der ›Howl-Saga‹ lebt von dem Unausgesprochenem. Die Personen haben Geheimnisse voreinander, nicht alles ist leicht auszusprechen, ob durch Angst oder einen Fluch. Und obwohl die Kapitelüberschriften bereits einen Vorausblick zulassen, um zu wissen, was das Kapitel bringen wird, trägt das Unausgesprochene als Grundspannung über den Roman hinweg.
Fazit zu ›Das wandelnde Schloss‹
›Das wandelnde Schloss‹ ist eine Liebeserklärung an die Fantastik, an liebevoll entworfene Figuren mit Kanten und an kleine Helden und Heldinnen, die zusammen Großes bewirken können. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Howl und Sophie in ›Der Palast im Himmel‹.
Buchinfo

Diana Wynne Jones:
Das wandelnde Schloss
Die Howl-Saga, Band 1
Übersetzt von Dr. Gabriele Haefs
Droemer Knaur, München 2019
304 S., EUR (D) 12,99 inkl. MwSt.
Roman, Paperback
ISBN 978-3-426-52538-8
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Werke der Autorin (Auswahl)
Howl-Saga
1. Das wandelnde Schloss
2. Der Palast im Himmel
3. Das Haus der tausend Räume
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